Montag, 31. Mai 2010

Sommeranfang



Dies war eines der schwächsten Mai-Ergebnisse in der US-Börsengeschichte. Während der Dow Jones Index den größten Mai-Verlust seit 1940 - also in 70 Jahren - erlitt, war es beim S&P 500 Index das schlechteste Mai-Resultat seit 1962. Für den Freiverkehrsmarkt (Nasdaq) war es das zweithöchste Minus im Mai in seiner 40-jährigen Notierung und wurde nur noch im Jahr 2000 überboten. Meine Warnung
auf der Hotline
vor einem schwachen Mai hat sich somit bestätigt, obwohl ich nicht mit einem so schlechten Monatsergebnis gerechnet hatte. Die Tiefststände in dieser historisch allgemein schwachen Sechs-Monatsphase sind damit fast schon erreicht. Während ich im April primär Gewinnmitnahmen in den Vordergrund stellte, haben jetzt wieder Kaufempfehlungen Priorität. Wall Street und die meisten europäischen Börsen weisen seit Jahresbeginn ein Minus auf. Der bisherige Jahressieger ist das Gold; hier bleibe ich jedoch skeptisch.

Der Ölpreis fiel am 20. Mai (weißer Pfeil) temporär unter die $65 pro Barrel und hat damit meine Prognose seit Jahresbeginn bestätigt. Die anschließende Erholung auf $75 innerhalb einer Woche ist primär technisch bedingt und stellt keinen neuen Aufwärtstrends dar. Der mit zwei wei
ß
en Linien markierte Trendkanal seit September 2009 ist durchbrochen und deutet auf eine weitere Ölpreisschwäche hin. Meine einzige Kaufempfehlung im Energiesektor ist Exxon Mobil um die $60-Marke.


Der Verkauf von Neubauten war im April (blauer Pfeil) aufgrund von auslaufenden Steueranreizen deutlich besser als allgemein erwartet. Das Angebot von Neubauten ist mit 211.000 das niedrigste in 42 Jahren, seit Beginn dieser Statistik! Allerdings kamen Hauspreise weiterhin unter Druck und liegen jetzt auf dem Niveau von 2003. Im kommenden Jahr könnte es zu einer Verknappung von Neubauten kommen, was den Bausektor attraktiv macht.



Renditen von fünfjährigen amerikanischen Staatstiteln liegen nur noch knapp über 2% (rosa Mark
ierung). Nur Ende 2008 und in den ersten vier Monaten von 2009 lagen sie unter 2%. Damit ist die Rendite bei Staatstiteln mit mittlerer Laufzeit niedriger als die Durchschnittsrenditen beim Dow Jones (3%) und S&P 500 Index (2,15%). Dies ist in den vergangenen 50 Jahren nur selten der Fall gewesen und unterstreicht die Attraktivität von Aktien. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wie
sen fünfjährige Staatstitel mit mehr als 6% (blaue Markierung) die höchste Rendite im Jahrzehnt auf.




Betrachtet man die Gewinnerwartungen für die nächsten zwei Jahre, so liegen US-Aktien mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 11 (roter Punkt) leicht unter dem bereinigten Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre. In dieser Betrachtung von Morgan Stanley wurden die Jahre 1998 bis 2006 wegen überdurchschnittlich hoher KGVs ausgeklammert. Eine solche Analyse ist sicherlich konservativ und unterstreicht, dass Aktien zur Zeit nicht überteuert sind.



Unternehmensgewinne haben sich im ersten Quartal 2010 von ihrem Einbruch (roter Pfeil) vor einem Jahr inzwischen wieder deutlich erholt (grüner Pfeil). Seit 1936 betraegt der inflationsbereinigte Gewinntrend 2,2% (hellblauer Pfeil). Weitere Verbesserungen sind bei den Gewinnen im S&P 500 Index zu erwarten, wie das nächste Schaubild zeigt. Damit wird sich der langfristige Gewinntrend inflationsbereinigt auf 2,75% erhoehen.



Bei diesem Schaubild handelt es sich um die Gewinne nach Steuern in der offiziellen staatlichen Statistik. Hier sind die früheren Höchststände zwischen 2006 und 2007 bei den Gewinnen nicht nur wieder erreicht sondern sogar bereits überschritten worden (blauer Pfeil). Der tatsächliche Gewinneinbruch (violetter Pfeil) und auch Rückgang auf Jahresbasis (roter Pfeil) gehören somit der Vergangenheit an. Die Börse hat dies noch nicht voll honoriert.




Die im März vergangenen Jahres begonnene Hausse ist inzwischen knapp 15 Monate alt und damit eine der Jüngsten. Lediglich drei (rote Markierungen) der insgesamt 16 Haussen seit 1932 waren kürzer. Im Durchschnitt dauerten die Haussen 45 Monate. Die derzeitige Hausse müsste daher noch zweieinhalb Jahre dauern, um den Durchschnitt zu erreichen.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Am Montag sind die US-Börsen wegen des Heldengedenktags (Memorial-Day) geschlossen. Mit diesem Memorial-Day Wochenende beginnt für Wall Street die Sommersaison drei Wochen fr
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her als der offizielle Kalender. Der B
ö
rsensommer endet mit Anfang September (Labor-Day Wochenende) auch drei Wochen fr
ü
her als der offizielle Kalender. Der nächste Blog folgt in einer Woche.


Heiko Thieme

Samstag, 22. Mai 2010

Korrektur bestätigt



Die Weltbörsen standen in der dritten Maiwoche unter starkem Verkaufsdruck, der auch das bisherige Jahresplus beendete. Anleger sind verunsichert und befürchten eine neue Baisse. Dies ist jedoch nicht der Fall. Auch ist es falsch, von einer Euro-Krise zu sprechen, da der Euro lediglich von einer völligen Überbewertung auf seine Kaufkraftparität zum US-Dollar von $1,25 zurückgefallen ist. Der Goldpreis ist von seinem neuen Hoechststand gut 5% gefallen und bleibt für mich weiterhin suspekt. D
er Ölpreis setzte seinen Abw
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rtstrend fort, ohne seinen Boden bereits erreicht zu haben.




Die lange überfällige Korrektur in dieser Hausse ist an Wall Street nun endlich eingetreten. Nach über 14 Monaten seit Beginn dieser Hausse im März 2009 (blauer Pfeil) hat der Dow Jones Index erstmals 10% (roter Pfeil) verloren und damit die Definition einer Korrektur erfüllt. Dies war der längste Aufschwung ohne Korrektur in einer Hausse
seit dem zweiten Weltkrieg. Der Mai wird mit einem klaren Minus enden, daran wird auch die noch anstehende vierte Mai-Woche nichts ändern.

Das Ende dieser Hausse ist damit jedoch keinesfalls erreicht. Es handelt sich hierbei lediglich um eine überfällige, technisch gesunde Atempause, auch wenn die 50- und 200-Tageslinie durchbrochen ist. Ich hatte bereits seit Wochen von einer solchen Korrektur, die ein Minus von mindestens 10% bis hin zu 15% erreichen kann, auf der Hotline gesprochen. Die 9.500-Marke (blaue Linie) bleibt die untere Unterstützungslinie für dieses Jahr. Das Indexpotential (rote Linie) geht bis zur 12.000-Marke, ohne dies jedoch auch erreichen zu müssen. Meine Empfehlungsliste ist seit einigen Tagen wieder deutlich länger, nachdem ich zuvor Gewinnmitnahmen mehr in den Vordergrund gestellt hatte. Mut und Entschlossenheit sind jetzt gefordert.


Der Ölpreis ist im Mai bisher um rund 20% gefallen. Die Lagerbestände beim Rohöl befinden sich auf einem ähnlich hohen Niveau wie vor einem Jahr (grüne Linie). Meine Prognose geht unverändert von einem weiteren Rückgang auf die $65-Marke pro Barrel aus. Als einziger Energietitel steht Exxon Mobil (XOM-$60) zur Zeit auf meiner Kaufliste.




Inflation ist nach wie vor kein Thema. Die Verbraucherpreise sind im April gegenüber dem Vorjahr kaum mehr als 2% gestiegen. Auch die Deflationsgefahr vor einem Jahr (roter Pfeil) ist überwunden. Die Kerninflation, die volatile Nahrungsmittelpreise und Energiekosten nicht berücksichtigt, liegt mit 1% (blauer Pfeil) auf dem niedrigsten Niveau seit Jahren. Die Notenbank ist somit in keinem Zugzwang und kann die Leitzinsen weiterhin niedrig halten.




Im Bausektor zeichnet sich eine allmähliche Verbesserung ab, wobei die Betonung nicht auf dem Wort "Verbesserung" sondern bei "allmähliche" liegt. Die Tiefststände wurden im ersten Quartal 2009 (rosa Markierung) gesehen. Steuerliche Anreize haben zu der leichten Erholung entscheidend beigetragen. Im zweiten Halbjahr muss sich zeigen, ob dieser Trend auf eigenen Füßen steht. Bauaktien stehen bereits seit einigen Monaten auf meiner Beobachtungsliste und werden auch auf der Hotline diskutiert. Für geduldige Anleger entwickelt sich hier ein interessantes Potential auf zwei Jahressicht.

In der vergangenen Woche hatte ich zwei Fernsehinterviews, am 18. Mai im Deutschen Anleger Fernsehen (DAF) sowie am 21. Mai auf N24 (anzuschauen durch Klick auf den jeweiligen).

Der Pfingstmontag ist an Wall Street kein Feiertag. Das dreitägige Memorial-Wochende (Heldengedenktag) kommt Ende Mai. Weitere Empfehlungen und Markteinschätzungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint Ende Mai.


Heiko Thieme

Montag, 17. Mai 2010

Eurotest



Trotz des globalen Verkaufsdrucks am Freitag kam es im Wochenverlauf zu einer allgemeinen Börsenerholung. Dennoch weist die erste Maihälfte weiterhin ein klares Minus auf, das in der zweiten Monatshälfte nur schwer überwunden wird. Damit ist die nunmehr 14-monatige Börsenhausse jedoch keinesfalls beendet, sondern der Markt beginnt eine technisch überfällige und notwendige Konsolidierungs/Korrekturphase, die bis zum Oktober dauern kann. Solche Börsenpausen eignen sich zur Restrukturierung von Portfolios und sollten nicht zur Untätigkeit führen. Kauf- und Verkaufslimits sind dabei klar zu beachten. Meine Hotline setzt sich mit diesem Thema regelmäßig auseinander. Der bisherige Jahresanstieg ist an den Börsen merklich geschrumpft (siehe Tabelle oben) und liegt meist unter der zwei Prozentmarke. Meine Jahresprognose von einem Plus zwischen 8%-12% bleibt bestehen. Am Jahresende werden die Weltbörsen also deutlich höher als heute schließen. Der bisherige Gewinner ist das Gold mit einem Plus von 12%, während der Euro mit einem Minus von über 13% und das Öl mit Minus fast 10% zu den Verlierern gehören.



Der Euro steht weiterhin im Kreuzfeuer der Kritik. Nach wie vor ist es jedoch falsch, von einer Euroschwäche zu sprechen. Der Euro ist lediglich von einer totalen Überbewertung, die fast 1,60 zum US-Dollar im Juli 2008 betrug, wieder in seine Kaufkraft-Bandbreite von $1,20 bis $1,30 (hellgrüne Markierung rechts im Schaubild) zurückgekehrt. Die Erstnotierung von $1,18 zum Euro nannte ich 1999 viel zu hoch, da die Kaufkraftparität damals im Verhältnis 1:1 stand (dunkelgrüne Linie links) und die Bandbreite damals zwischen $1,05 und $0.95 (hellgrüne Markierung links im Schaubild) lag. Wegen der unterschiedlichen Inflationsrate ist die Kaufkraftparität inzwischen auf $1,25 gestiegen (dunkelgrüne Linie rechts im Schaubild). Die rosa Markierung zeigt eine krasse Unterbewertung des US-Dollars gegenüber dem Euro an; die blaue Markierung deutet eine völlige Unterbewertung des Euro gegenüber dem US-Dollar an. Ich rechne mit keinem weiteren großen Währungsrisiko beim Euro und favorisiere zur Zeit den Euro gegenüber dem US-Dollar.



Der amerikanische Einzelhandel setzt seinen nunmehr über einjährigen Erholungstrend weiter fort (blaue Markierung). Der tiefe, sechsmonatige Einschnitt (rosa Markierung) in der zweiten Jahreshälfte von 2008 ist damit erfolgreich überwunden. Der Tiefstpunkt (roter Pfeil) wurde mit Minus 11% auf Jahresbasis Ende 2008 erreicht. Heute steht das Jahresplus (dunkelgrüner Pfeil) bei fast 9%. Auch wenn die Rezession noch nicht offiziell zu Ende erklärt wurde, begann der neue Wirtschaftsaufschwung bereits vor knapp einem Jahr.



Auch in der Industrie zeichnet sich eine Entspannung seit rund einem Jahr ab. Die Kapazitätsauslastung erreichte im Juni 2009 (roter Pfeil) ihren Tiefstpunkt. Das derzeitige Niveau von knapp 74% deutet auf keinerlei Inflationsgefahr hin. Die US-Notenbank kann daher die Leitzinsen weiterhin niedrig halten, um somit den Wohnungsbau zu unterstützen.

Der Ölpreis fiel zu Wochenbeginn kurzfristig unter die $70-Marke und hat innerhalb von zwei Wochen rund 20% verloren. Meine Zurückhaltung wurde somit größtenteils bestätigt. Ich gehe weiterhin von einem Ölpreis von $65 pro Barrel aus.

Der erste Goldautomat der Welt wurde vor wenigen Tagen im Emirates Palace in Abu Dhabi aufgestellt. Hier kann man sich mit Kreditkarten in jeder Währung Gold-Münzen oder kleine Goldbarren im Wert von bis zu $1.250 aus dem Automaten wie eine Coca-Cola Flasche ziehen. Der Automat wurde übrigens in Deutschland entwickelt. Das Photo wurde am Wochenende gemacht und zeigt Jürgen Anders (links), der 1999 bei mir in New York als Trainee arbeitete und inzwischen für die Schweizer Bank Sarasin in Dubai tätig ist. Ich selbst bin rechts im Bild. Das Gold erreichte einen neuen Höchststand von fast $1.250 pro Feinunze. Unverändert teile ich den Optimismus hier nicht, sondern rechne in den kommenden Monaten mit einem erneuten Unterschreiten der $1.100-Marke.




Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint in einer Woche. Dieser Blog hat sich aus technischen Gründen um einen halben Tag verzögert.


Heiko Thieme

Montag, 10. Mai 2010

Angst und Panik



Die erste Maiwoche war von Angst und Panik geprägt. Die Griechenlandkrise belastete erneut das internationale Marktgeschehen. Die Unentschlossenheit der Politiker forderte einen hohen Preis. Das am Wochenende beschlossene Paket in Höhe von fast einer Billion $ ( 750 Milliarden Euro) ist endlich ein richtiger und mutiger Schritt, der bereits vor einigen Wochen hätte gemacht werden sollen. Auf der Hotline hatte ich dies bereits mehrfach diskutiert und vorgeschlagen. Aber besser spät als nie!

Die von mir seit Wochen annoncierte Korrektur hat nun begonnen. Am Donnerstag wurde während der Börsensitzung ein Minus von über 10% - gemessen an den vorangegangenen H
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chstständen vom 23. April - bei allen Börsenindizes gesehen, bevor es zu einer technischen Erholung kam. Eine Korrektur verlangt jedoch ein Minus von mindestens 10% auf Schlusskursbasis. Dies trifft beim Freiverkehrsmarkt (Nasdaq) mit einem Minus von 10,4% bereits zu; allerdings noch nicht beim Dow Jones (- 7,4%), und S&P 500 (- 8,7%). Beim Dax (- 9,7%) kam es bereits im vergangenen Sommer und gleich zu Jahresbeginn zu jeweils einer 10%-Korrektur. Das Restrisiko an Wall Street liegt bei etwa weiteren 5% Indexverlusten. Während die 10.000 Marke beim Dow Jones durchaus nochmals unterschritten werden kann, wird die 9.500 Marke halten. Nach oben hin ist das Potenzial bei 12.000 begrenzt. Diese Prognose hatte ich bereits zu Jahresbeginn gemacht..




Am Donnerstag verlor der Dow Jones innerhalb weniger Minuten kurz vor 15:00 Uhr (siehe oben) fast eintausend Punkte. Die Marktkapitalisierung an Wall Street schrumpfte um rund eine Billion Dollar! Der Grund zur Panik war eine falsch aufgegebene Verkaufsorder. Die Automatisierung der Börse ist nicht ohne Gefahr. Die anschließende Indexerholung unterstreicht die Volatilität bei Angst und Panik. Der Tagesverlust von 348 Punkten wirkte
nach dem Einbruch
fast wie ein Plus. Der Wochenverlust löschte den bisherigen Jahresgewinn an den Börsen vollkommen aus. Meine Empfehlung, die Marktst
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rke zur Gewinnmitnahme auszunutzen, machte sich bezahlt. Wer bei Apple Gewinne vor zwei Wochen mitnahm (siehe Blog vom 25. April), hat bereits über 10% eingespart. Rückkäufe sind hier noch zu früh.

Der Euro liegt jetzt voll innerhalb seiner Kaufkraftparität gegenüber dem US-Dollar und wird von mir favorisiert. Das Restrisiko ist kaum mehr als 5%. Das Gold kam dicht an seinen Höchststand von $1.226 vom Dezember 2009 heran. Hier gilt weiterhin meine Warnung vor einem baldigen Verkaufsdruck. Der Ölpreis erlebte eine radikale Trendwende (- 13% innerhalb einer Woche!) und kann weiterhin, wenn auch unter Schwankungen, fallen. Dennoch kann Exxon Mobil bei $63 gekauft werden.




In diesem Jahr wurden bereits mehr Banken geschlossen, als in den beiden Vorjahren. Dieser Trend wird sich noch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Erst im kommenden Jahr 2011 ist mit einer Entspannung im Bankensektor zu rechnen. Bankaktien sind allerdings bereits wieder (rück-) kaufenswert; so z.B. die Deutsche Bank von 42 Euro bis 48 Euro.




Im April wurden 290.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Dies war weit mehr, als erwartet wurde. Gleichzeitig wurden die Zahlen für Februar und März deutlich noch oben (+121.000) revidiert. Dennoch stieg die Arbeitslosenrate von 9,7% auf 9,9%, da mehr Personen wieder Arbeit suchen, nachdem sie zuvor entmutigt waren. Dies unterstreicht, dass sich die amerikanische Wirtschaft bereits seit Mitte 2009 auf einem Erholungspfad befindet, der allerdings nicht so stark ist wie in der Vergangenheit nach einer Rezession.

Der Wochenbeginn wird mit einer Börsenerholung anfangen, die jedoch im Wochenverlauf nochmals getestet wird. Hatte ich bisher nur sehr wenige Kaufempfehlungen, so ist meine Liste seit dem Wochenende wieder deutlich gestiegen. Details hierzu und weitere Erläuterungen zum allgemeinen Marktgeschehen sowie spezifische Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint in einer Woche.


Heiko Thieme

Samstag, 1. Mai 2010

Gemischtes Resultat



Jeder noch so eindrucksvolle Trend findet einmal ein Ende. Nach einer ununterbrochenen achtwöchigen Rallye setzte diese Woche ein spürbarer Rückwärtsgang ein. Während Wall Street dennoch auf ein klares Monatsplus kam und damit meine Prognose Anfang April bestätigte, gelang dies weder in Frankfurt noch in Tokio oder Schanghai. Der April legte somit an den Weltbörsen ein gemischtes Resultat vor.

Die nächsten sechs Monate stellen für Börsianer eine Herausforderung dar. Die schwächste Börsenphase im Jahresverlauf liegt zwischen Mai und Oktober. Daher auch der bekannte Börsenspruch: sell in May and go away - verkaufe im Mai und geniesse den Sommer. Dies stimmt jedoch nicht immer. Gerade im vergangenen Jahr war man schlecht beraten, sich an diesen Spruch zu halten. Der Dax und Nikkei erzielten ein Plus von rund 13%, während der Dow Jones und Nasdaq sogar fast auf 20% kamen.

In diesem Jahr wird die Aktienauswahl den Börsenerfolg im Sommer entscheiden. Flexibilität und Nerven sind gefragt. Goldman Sachs liegt nach dem deutlichen Wochenverlust voll in meinem Kaufkorridor, den ich im Blog vor einer Woche zeigte. Etliche Analysten empfehlen dagegen einen Verkauf wegen möglicher Rechtsprobleme, die meines Erachtens bereits in dem deutlich gefallenen Kurs (Minus 25% seit Oktober 2009) berücksichtigt sind.

Gold und Öl waren die klaren Wochensieger. Meine Zurückhaltung halte ich hier jedoch aufrecht und warte weiterhin auf eine Korrektur, bevor ich Rückkäufe empfehle.
Der Euro konnte seinen Verkaufsdruck voll abbremsen, bleibt jedoch der bisherige Jahresverlierer mit einem Minus von fast 8%. Meine Kaufempfehlung für den Euro gilt weiterhin, wenn immer der Wechselkurs die $1,33-Marke unterschreitet, was in dieser Woche der Fall war.




Die amerikanische Wirtschaft expandierte im ersten Quartal mit 3,2% etwas weniger als allgemein erwartet wurde. Meine Zurückhaltung traf somit ein. Während das vierte Quartal mit Plus 5,6% (grüner Pfeil) durch den Aufbau von Lagerbeständen entscheidend getrieben wurde, war es diesmal der Konsum, was positiv ist. Allerdings wird der Aufschwung vorerst moderat aber keinesfalls stagnierend verlaufen. Das beste Quartal im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends gab es mit fast sieben Prozent (blauer Pfeil) im zweiten Quartal 2003. Dies hatte die Börse richtig antizipiert mit dem Beginn der damaligen Hausse an Wall Street im Oktober 2002; Europa folgte dann im März 2003 und Japan im April. Der damalige Wirtschaftsaufschwung setzte im vierten Quartal 2001 ein unmittelbar nach dem Terrorangriff auf New York und Washington im September und hielt bis zum dritten Quartal 2007 (blaue Schattierung) an. Die anschließende Rezession (rote Schattierung) erreichte ihren Tiefstand im ersten Quartal 2008 (roter Pfeil). Seit Mitte 2009 begann ein neuer Aufschwung, obwohl das Ende der Rezession bisher nicht offiziell bestätigt wurde. Die Gefahr einer nochmaligen Rezession in den kommenden 12 Monaten (ein so genannter double dip) liegt bei unter 15% Wahrscheinlichkeit und kann somit ignoriert werden.



Löhne und Gehälter sowie Nebenkosten lassen keinerlei Inflationsdruck erkennen. Allerdings wurden die Tiefststände am Ende des ersten Jahrzehnts (roter Pfeil) seit 2000 gesehen. Ein moderater Anstieg
beim Beschäftigung Kosten Index sollte kein Grund zur Nervosität sein. Inflation ist nach wie vor kein tatsächliches Thema, auch wenn es immer wieder in den Medien und bei einigen Strategen und Analysten auftaucht.


Die US-Wirtschaft gewinnt an Vertrauen. Dies bestätigt das Geschäftsbarometer in Chicago, was sich aus einer Umfrage in der Industrie und im Dienstleistungssektor ergibt. Das Stimmungstief (rote Schattierung) wurde im Juli vergangenen Jahres (schwarzer Pfeil) überwunden, als der Industrie-Index (rote Linie) die mit Wachstum assoziierte 50-Marke (grüne Linie) überschritt. Das Geschäftsbarometer ist jetzt auf dem höchsten Stand in drei Jahren.



Im Wohnungsbau zeichnen sich erste Erholungstendenzen ab, wenn auch von einer sehr geringen Basis. Dieses Schaubild ist zwar sehr komplex, aber es lohnt sich, hier etwas Zeit zu investieren, um eine mögliche Trendwende zu erkennen. Die drei roten Balken zeigen die Entwicklung der ersten drei Monate in diesem Jahr. Das niedrige Vorjahresniveau (gelbe Balken) wird dabei leicht überboten. Setzt sich dies als Trend fort, so wird der Hausbausektor noch in diesem Jahr positive Schlagzeilen machen! Wie überhitzt der Bausektor von 2003-2005 war, zeigen die dementsprechenden Balken (hellgrün, gelbgrün und dunkelgrün) an.



Tut sich was im Bausektor, so profitieren davon Hausbauwerte im besonderen Masse. Von dem totalen Einbruch (blaue Markierung) hat sich dieser Sektor bereits etwas erholt. Meine Kaufempfehlung vor einem Jahr war somit durchaus berechtigt, auch wenn es sicherlich sehr viele Skeptiker gab. Aber die Börse antizipiert bekanntlich und reagiert nicht auf die aktuelle Lage sondern projiziert die Zukunft. Bauwerte gehören weiterhin zu meinen Favoriten.




Ohne den Verbraucher läuft in Amerika kaum etwas. Der Konsum beeinflusst über 70% der US-Wirtschaft. Als das Verbrauchervertrauen seine Talsohle (roter Pfeil) im Februar vergangenen Jahres erreichte und der Einzelhandel starke R
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ckg
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nge verzeichnete (rote Schattierung), begann wenige Tage später eine eindrucksvolle Hausse quasi aus dem Stand. Dies ist typisch Börse! Seit Mitte 2009 hat sich das Stimmungsbild des Verbrauchers jedoch nicht entscheidend weiter verbessert sondern stagniert trotz einiger Schwankungen. Im Gegensatz dazu, ist im Einzelhandel ein deutlich besseres Klima zu spüren (dünner blauer Pfeil). Solange jedoch nicht mindestens 200.000 neue Arbeitsplätze pro Monat geschaffen werden, wird der Verbraucher nach wie vor etwas Zurückhaltung üben.


Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline, die auch zur Situation im Golf von Mexiko und die Auswirkungen auf die Börse Stellung nimmt.

Die Thieme Hotline:
Deutschland: 09001 / 191 192 (EUR 0,69/Minute)
Schweiz: 0901 / 266 277 (CHF 1,00/Minute)
Österreich: 0900 / 500 515 (EUR 0,68/Minute)
Alle Angaben ohne Gewähr.

Mein nächster Blog erscheint in einer Woche, sofern ich in Afrika Zugang zu einem Computer finde.

Heiko Thieme