Dienstag, 27. Dezember 2011

Frohe Weihnachten




Zur Vergrößerung Photo und Charts anklicken.








Die Weihnachtsrallye, die in diesem Jahr vor vier Wochen einige Tage früher als normal begann, hat sich gelohnt. Wall Street beeindruckte mit einem Plus von 9,5% beim Dow Jones Index, was das gesamte durchschnittliche Jahresergebnis von rund 7% weit übertrifft. Der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) kam auf einem Anstieg von über 7%, während der DAX mehr als 8% zulegte und am Freitag das beste Tagesergebnis erzielte (grüner Pfeil). In der Weihnachtswoche ging Texas Öl als Sieger hervor (grüner Pfeil), Silber dagegen war sowohl der Tages- als auch Wochen-Verlierer (hellroter und roter Pfeil). Das Schlusslicht seit Jahresbeginn ist jetzt Platin (roter Pfeil) und Nordsee-Öl (Brent) der Gewinner (grüner Pfeil). In den verbleibenden vier Börsentagen (von Dienstag bis Freitag) in diesem Jahr kann es an Wall Street noch zu einer weiteren Verbesserung kommen; der DAX hat dagegen nur noch drei Tage, um die 6.000-Marke wieder zu erreichen, da am Freitag  in Frankfurt kein Börsenhandel stattfindet.


Die wichtigste politische Person in diesem Jahr ist Bundeskanzlerin Merkel. Das kontinentale Europa akzeptiert ihre Führungsrolle.Der Mann der Stunde ist jedoch der neue Europäische Zentralbankchef Mario Draghi, der den Bankensektor mit genügend Liquidität versorgt, um die Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Zu der damit befürchteten Inflationsgefahr wird es nicht kommen.













Im Bausektor zeichnet sich möglicherweise eine allmähliche Verbesserung ab (rechter grüner Pfeil). Mit dem  Anstieg im November wurde das höchste Niveau in den vergangenen drei Jahren erreicht (blauer Pfeil). Allerdings ist diese Statistik noch kein Grund zum Feiern, da bereits Anfang 2009 sich schon einmal eine Entspannung auf dem Bausektor abzeichnete (linker grüner Pfeil), um dann wieder zurückzufallen (roter Pfeil). Trotz dieser Unsicherheit stehen Bauwerte auf meiner Beobachtungsliste. Einige Titel haben im vierten Quartal über 50% zugelegt, bevor ein erneuter Verkaufsdruck einsetzte.






Der Dow Jones hat sich in diesem Jahr relativ gut geschlagen und weist kurz vor Jahresende ein Plus von über 6% auf (blauer Pfeil). Jetzt gilt es, die 12.000-Marke bis zum Jahresende zu verteidigen. Der DAX tut sich dagegen schwer, das 6.000-Niveau wieder zu erreichen. Das Jahresminus lag zu Weihnachten bei 15% (hellgrüner Pfeil), was jedoch eine deutliche Verbesserung vom Tiefstand im September  ist. Der Schweizer Markt-Index (SMI) hat seit seinem Jahrestief im August rund 23% zugelegt und damit eine neue Hausse begonnen, obwohl der Index immer noch 8% unter dem Jahresbeginn liegt (roter Pfeil). Die Wiener Börse (ATX) schneidet bei diesem Vergleich mit einem Minus von rund 35% seit Jahresbeginn (orange Pfeil) am schlechtesten ab. Meine Einschätzungen für das kommende Jahr diskutiere ich nächste Woche.








Das Verbrauchervertrauen ist im Dezember mehr als erwartet gestiegen (blauer Pfeil). Das derzeitige Niveau (hellgrüne Linie) wurde in den vergangenen drei Jahren nur Anfang 2011 (grüner Pfeil) für einige Monate überschritten. Die mangelnde Einigung im US-Kongress über die Defizit-Finanzierung und die europäische Finanzkrise drückten das Vertrauen bis September (roter Pfeil) auf eine Basis (rote Linie), die zuletzt im Frühjahr 2009 gesehen wurde. Der damalige Tiefstand Anfang 2009 (lila Pfeil) lag sogar noch niedriger.


Die Einzelhandelsumsätze haben sich auf Jahresbasis seit Ende 2009 wieder deutlich erholt (grüne Markierung) und damit die Talsohle (rote Markierung) aufgrund der Rezession von 2008/2009 gut überwunden. Der kurzfristige Einbruch beim Verbrauchervertrauen in diesem Jahr weist auf Jahresbasis zwar  keine nachhaltigen negativen Einflüsse bei den Einzelhandelsumsätzen auf; allerdings ist dies deutlich negativer bei Betrachtung der monatlichen Entwicklung (siehe viertes Chartbild im Blog vom 19. Dezember - Endspurt trotz Fragezeichen). Statistiken müssen genau analysiert werden, um Fehleinschätzungen zu vermeiden.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 2. Januar 2012. Der Börsenhandel im Neuen Jahr beginnt an Wall Street diesmal erst am 3. Januar!




Heiko Thieme

Montag, 19. Dezember 2011

Endspurt trotz Fragezeichen


Die Hexenwoche - vier Terminkontrakte verfallen gleichzeitig - brachte in allen Anlageklassen der obigen Tabelle deutliche Verluste. Am meisten hatte es das Silber (roter Pfeil) erwischt, während der Euro (kleiner hellroter Pfeil) die geringsten Verluste aufwies. Der Erholungsversuch am Freitag brachte das Gold wieder dicht an die $1.600-Marke (grüner Pfeil) heran; der DAX dagegen verharrte im Minus (roter Pfeil) und bleibt auch weiterhin der Verlierer in diesem Jahr (roter Pfeil). Der Dow Jones führt unter Börsen-Indices mit einem leichten Plus; der erste Platz gehört jedoch dem Gold (grüner Pfeil). 


Der Euro fiel vergangene Woche unter die $1,30-Marke und erreichte damit meine Kaufbandbreite von $1,20 - $1,30. Wer meine Euro/$ Empfehlungen befolgte, konnte in diesem Jahr hierbei glatte 20% verdienen!



Die Rendite für 10-jährige US-Staatstitel fiel in jüngster Zeit unter die 2%-Marke (grüner Pfeil), die bisher nur einmal vor rund 60 Jahren kurzfristig unterschritten wurde, als Amerika offiziell in den Zweiten Weltkrieg eingriff (hellgrüner Pfeil). Die höchste Rendite wurde vor 30 Jahren Ende September 1981 mit knapp 16% (roter Pfeil, 15,84%) erreicht. Die volatile Entwicklung seit 1900 zeigt, dass es in den vergangenen 112 Jahren keine 'normale' Rendite gab. Der 30-jährige Abwärtstrend (rote und grüne Linien) ist bisher ungebrochen. Bemerkenswert ist, dass die Rendite auf dem niedrigsten Niveau liegt, obwohl die Staatsverschuldung ein absolutes Rekordhoch erreicht hat und mit keiner entscheidenden Entspannung in den kommenden Jahren zu rechnen ist! Ähnlich war es während des Zweiten Weltkrieges, als die amerikanische Staatsverschuldung explodierte und die Renditen drastisch fielen. US-Staatsanleihen sind uninteressant, auch wenn die Renditen nochmals etwas fallen können. Anleger suchen in unsicheren Zeiten, wie diese, Zuflucht in sicheren Anlagen; dazu zählen (zu Recht oder Unrecht) Staatsanleihen!











Der Dow Jones schloss vergangenes Jahr knapp unter 11.600 (links, blauer Pfeil); dieses Niveau (rote Linie) wurde Mitte März aufgrund des Erdbebens in Japan nochmals getestet, um sechs Wochen danach das Jahreshoch Ende April zu erreichen (grüner Pfeil, 12.811). Die politische Finanzkrise im Sommer löste einen enormen Verkaufsdruck aus, der Anfang Oktober (roter Pfeil) den Dow Jones auf seinen Jahrestiefstand (10.655) drückte, bevor eine deutliche Erholung einsetzte. Die 12.000-Marke (blaue Linie) bleibt mein Mindest-Ziel bis Jahresende; dazu fehlen noch rund 2% (hellblauer Pfeil), was in den verbleibenden 9 Börsentagen durchaus möglich ist. Der DAX müsste dagegen mehr als 5% zulegen, um meine 6.000-Prognose zu erreichen, was inzwischen eine gewisse Herausforderung darstellt. Die Politik statt fundamentale Fakten haben die Börsen in der zweiten Jahreshälfte entscheidend geprägt.


Silber fiel auf meine Kauf-Bandbreite (grüne Schattierung) von $25 - $30 zurück (grüner Pfeil). Anfang Mai empfahl ich einen Wechsel vom Silber zum Gold, als der Silberpreis fast $49 pro Feinunze (roter Pfeil) erreichte. Das Gold stand damals bei $1.556 und erreichte bis Ende August mit $1.900 ein Rekordhoch, was ein Plus von 20% einbrachte und meine Verkaufsempfehlung  ausloste. Beim Silber gab ich unter $35 (blauer Kreis) ein Rück-Kaufsignal, das über 20% erzielte, bevor der nächste Abwärtstrend begann. Eine ausgeprägte Unterstützung gibt es zwischen $18 und $21 (hellblaue Schattierung). Das Silber wird die $50-Marke im kommenden Jahr nicht sehen!











Die Einzelhandelsumsätze lagen im November (grüner Pfeil) etwas unter den Erwartungen. Seit April (gelbe Schattierung) weist der amerikanische Verbraucher eine gewisse Zurückhaltung auf, die nur einmal im September (hellgrüner Pfeil) durchbrochen wurde. In den acht Monaten davor (August 2010 - März 2011) waren die Umsätze deutlich höher (grüne Schattierung). Im Vergleich zum Vorjahr bewegen sich die Einzelhandelsumsätze in einer Bandbreite von 7% - 9% (blaue Schattierung). Bessere Monatsdaten sind notwendig, um dieses Niveau zu halten.














Inflation ist nach wie vor kein akutes Problem. Die Verbraucherpreise sind seit zwei Monaten etwas zurückgekommen (rote Schattierung). Die Kernrate - ohne volatile Nahrungsmittelkosten und Energiepreise - liegt nur geringfügig (grüner Pfeil) über der von der US-Notenbank akzeptierten 2%-Marke (hellblaue Linie). 
























Durch Anklicken können alle Charts und Bilder vergrößert werden. Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 26. Dezember.







Heiko Thieme




Montag, 12. Dezember 2011

Europa ohne England












Europas Zukunft wird sich ohne England weiter gestalten. Großbritannien hat bereits immer die 
Europa-Idee nur mit größter Skepsis begleitet und lediglich als reine wirtschaftliche Zweckgemeinschaft betrachtet.  Der Inselstaat will seine Souveränität in keinster Weise einschränken lassen. Frau Merkel hat sich am Freitag dennoch in Brüssel mit der Unterstützung von Frankreich allgemein durchsetzen können. Alle 17 Euro-Länder werden sich enger zusammenschließen und eine größere Selbstdisziplin auf sich nehmen, um die derzeitige Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Neun der zehn übrigen Länder Europas wollen dieser Strategie folgen. Die Umsetzung der Vorschläge ist jedoch vor Herbst nächsten Jahres technisch nicht zu erreichen. Dies verunsicherte die Börsen zu Wochenbeginn nicht nur in Europa sondern auch an Wall Street. Am Freitag herrschte noch allgemeine Zuversicht und lediglich der Euro gab etwas nach (roter Pfeil). Den Wochensieger stellte der Dow Jones (grüner Pfeil), waehrend das Gold den Trostpreis (roter Pfeil) erhielt, aber dennoch weiterhin in diesem Jahr führt (grüner Pfeil). Der DAX blieb auf dem letzten Platz (roter Pfeil). Die vierfache Hexenstunde am kommenden Freitag, wenn vier Zeitkontrakte gleichzeitig verfallen, ist eine zusätzliche Belastung in dieser Woche. Schwächesignale aus der Wirtschaft in Europa und Asien trugen am Montag zum allgemeinen Verkaufsdruck bei. Die Rating-Agenturen Moody und Fitch warnen vor einer Abstufung der Bonität in 15 Eurostaaten. Selbst Deutschland ist von dieser Bedrohung nicht gefeit. 


Amerika kann mit einem guten Weihnachtsgeschäft rechnen. Der Verbraucher  hat sich von seinem diesjährigen Stimmungstief im August (roter Pfeil) deutlich erholt (blauer Pfeil). Der Einzelhandel rechnet mit höheren Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr. Das Wirtschaftswachstum wird im vierten Quartal die zwei-Prozent-Marke deutlich überschreiten und damit Rezessionssorgen widerlegen. Dies spricht für Aktien. Das Stimmungstief im August, das nur vor drei Jahren einmal unterboten wurde (grüne Linie) war ausschließlich politisch bedingt, als die Republikaner im Kongress die Erhöhung der Verschuldungsgrenze hinauszögerten und damit ein Ausgabestillstand im Staatshaushalt drohte.










Der Euro testet den unteren Bereich seiner diesjährigen Bandbreite von $1,32 (blaue Linie) bis $1,46 (rote Linie) gegenüber dem US-Dollar. Zweimal wurde dieser Trendkanal kurzfristig durchbrochen. Gleich zu Jahresbeginn fiel der Euro unter die $1,30-Marke (roter Pfeil) und stieg daraufhin im April über $1,48 (blauer Pfeil). Der Wechselkurs lag am Montag mit $1,32 auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr (grüner Pfeil). Der Euro/$ Kurs vom Freitag (schwarzer Pfeil) lag noch darüber. Ab $1,30 ist der Euro wieder kaufenswert. Der Durchschnitt der vergangenen 12 Monate liegt bei $1,39 (hellgrüne Linie). Von der Kaufkraft her ist der Euro $1,25 wert.


Am 12. September fiel der DAX auf seinen Jahrestiefstand (roter Pfeil). Innerhalb von sieben Wochen kam es bis Ende Oktober zu einem Anstieg von 25%, was die Definition einer neuen Hausse erfüllt. Seitdem kam es zu einer deutlichen Korrektur von 15% (gelber Pfeil) mit einer anschliessenden Erholung, die als Beginn einer frühen Weihnachtsrallye gelten kann. Die jüngste Abkühlung gefährdet den Aufwärtstrend nicht, solange die 5.500-Marke (hellgrüner Pfeil) nicht unterschritten wird. Die 6.000-Marke (rote Linie) bleibt mein DAX-Ziel bis Jahresende.


Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Die Charts können durch Anklicken vergrößert werden. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 19. Dezember.



































Heiko Thieme

Sonntag, 4. Dezember 2011

Weihnachtsrallye











 Das Kursfeuerwerk der vergangenen Woche war der Auftakt für eine frühe Weihnachtsrallye und bestätigte meine Kaufempfehlung. Der DAX  führte dabei das Feld mit einem Anstieg von fast 11% (grüner Pfeil) an. Dies war sogar etwas  mehr als ein normaler Jahresanstieg! Dennoch bleibt der DAX das Schlußlicht seit Jahresbeginn (roter Pfeil). Das bis dahin krasse November-Minus wurde allgemein reduziert; beim Dow Jones kam es sogar zu einem leichten Plus. Am besten schnitt  Texas-Öl (grüner Pfeil) im November ab, während  Silber der Verlierer war (roter Pfeil). Gold ist dagegen weiterhin der bisheriger Jahressieger (grüner Pfeil).










Hoffnung auf eine  politische Lösung in der europäischen Verschuldungskrise  war der Grund für den frühen Beginn dieser Weihnachtsrallye (blauer und hellblauer Pfeil). Jetzt müssen Politiker beweisen, ob das Vertrauen der Börsianer gerechtfertigt ist. Diese Woche setzt hierfür entscheidende Weichen und damit auch für das Jahresresultat der Börsen. Beim DAX wurde eine neue Hausse bestätigt, als der Index vom 12. September (schwarzer Pfeil) bis Ende Oktober (hellgrüner Pfeil) ein Plus von 25% vorlegte. Die anschließende Korrektur war größtenteils politisch bedingt. Beim Dow Jones wurde der Jahrestiefstand Anfang Oktober (roter Pfeil) erreicht. Die Weihnachtsrallye kann beim DAX noch zusätzliche 5%-7% einbringen, während der Dow Jones die 12.500-Marke überschreiten kann. Politiker sind diesmal der potentielle Weihnachtsmann für die Börsen. Bisher haben sie allerdings durch Unentschlossenheit eher enttäuscht.















Der US-Arbeitsmarkt brachte eine positive Überraschung. Die Arbeitslosenrate fiel im November mit 8,6% (blauer Pfeil) auf den niedrigsten Stand seit März 2009 (hellblauer Pfeil), zwei Monate nach Amtsantritt (grüner Pfeil) von Präsident Obama. Seitdem lag die Arbeitslosenrate kontinuierlich über der 8,6%-Marke (rote Markierung). Bereits unter Präsident Bush fing die Arbeitslosenrate an, deutlich zu steigen und erreichte 9,5% im Mai 2009 (gelber Pfeil). 

Trotz der  jüngsten Verbesserungen bleibt der US-Arbeitsmarkt ein Problem, da viele Arbeitsfähige die Suche nach einem Arbeitsplatz aufgegeben haben. Die eigentliche Arbeitslosenrate liegt somit deutlich über 10% und ist nach wie vor eine potentielle politische Belastung für Präsident Obama.



Die globale Produktion droht zu schrumpfen (roter Pfeil). Notenbanken müssen ihre Leitzinsen senken bzw. niedrig halten, um eine globale Rezession zu vermeiden. Trotz dieser Warnsignale ist das Potential an den Börsen größer als die Risiken, sofern Politiker bereit sind, die Verschuldungsprobleme zu lösen. Volatilität wird den Börsenalltag zwar weiterhin prägen, jedoch ist die Bewertungsbasis nach wie vor attraktiv.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 12. Dezember.










Heiko Thieme

Sonntag, 27. November 2011

Kopflos













Börsianer handeln kopflos. Fundamentale Fakten werden ignoriert. Angst und Ratlosigkeit dominieren. Politiker sind überfordert und bekommen die globale Finanzkrise nicht in den Griff. Unentschlossenheit und mangelnde Konzeption dominieren und verschärfen damit die Situation noch zusätzlich. Weder in Europa noch in den U.S.A. werden praktikable Lösungen angeboten. Die Börse hasst Verunsicherung und geht auf Tauchstation.

Die Erntedankfest-Woche stand an Wall Street unter einem permanenten Verkaufsdruck, der nunmehr bereits sieben Tage anhält; so jedenfalls beim S&P 500 Index und auch Freiverkehrsmarkt (NASDAQ). Beim S&P 500 war es die schlechteste Erntedankfest-Woche seit 1932, also in 80 Jahren! Ginge der Abwärtstrend im gleichen Tempo weiter, würden alle notierten Werte bis Ende April, wenn die normalerweise stärkste 6-Monatsphase der US-Börsen zu Ende geht, wertlos sein. Das wird nicht geschehen. Im Gegenteil, ich rechne bis Ende April mit deutlich höheren Index-Nineaus, es sei denn, Politiker machen alles kaputt. Zeitphasen geprägt von Frustration und Angst offerieren ideale Einstiegschancen. Meine aktuelle Kaufliste umfasst 16 der 30 DAX-Werte; vor vier Wochen waren es nur zwei!

Am Freitag ging der DAX zwar als Tagessieger hervor (grüner Pfeil); im Wochenverlauf war er dennoch das Schlusslicht (roter Pfeil) und auch seit Jahresbeginn mit einem Verlust von über 20% (roter Pfeil). Im Edelmetallsektor war der Verkaufsdruck beim Silber besonders ausgeprägt. Der aktuelle Kurs ist nicht mehr weit von meiner Kaufbandbreite $25 - $30 entfernt. Beim Öl rate ich weiterhin zur Zurückhaltung, auch wenn Texas-Öl den geringsten Wochenverlust aufweist (hellroter Pfeil).

Markttechnisch betrachtet ist Wall Street stark überverkauft. Mit einer zumindest temporären Indexerholung ist in dieser Woche zu rechnen. Diese Gegenbewegung kann bereits der Auftakt zur traditionellen Weihnachtsrallye sein, die normalerweise  erst  im Dezember beginnt. Der Dow Jones hat dabei das Potential, die 12.000-Marke wieder zu erreichen, auch wenn dies inzwischen eine Herausforderung darstellt; beim DAX ist es das 6.000-Niveau. Vor wenigen Tagen waren beide Messlatten keine entscheidenden Hindernisse bis Jahresende. Das politische Umfeld hat sehr viel guten Willen und Zuversicht zerstört.
















Unternehmensgewinne stiegen im dritten Quartal auf ein neues Rekord-Niveau und überstiegen dabei die $1,5 Billionen-Marke (hellblaue Linie). Im Vergleich zum Vorjahr (drittes Quartal 2010) ist dies eine Verbesserung von 6,5% (blauer Pfeil). Seit den Tiefständen vor drei Jahren (gelber und roter Pfeil) kam es zu einer beeindruckenden Erholung (schwarzer und grüner Pfeil). Von der Bewertungsbasis (Kurs/Gewinn-Verhältnis) her und im Vergleich zu den historisch niedrigen Zinsen für US-Staatsanleihen ist der amerikanische Aktienmarkt mindestens 20% unterbewertet. In Deutschland ist der Aktienmarkt sogar mindestens 30% unterbewertet.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 5. Dezember.



































Heiko Thieme

Montag, 21. November 2011

Frustration statt Hoffnung











Welches Potential haben DAX und Dow bis zum Jahresende und was sind die Risiken? Diese und andere Fragen diskutierte ich am vergangenen Dienstag mit Melanie Koesser vom DAF. Zum Interview einfach die nächste Zeile anklicken.

http://www.daf.fm/video/heiko-thieme-dax-mit-potential-bis-7000-50149398-DE0008469008.html

Vergangene Woche kam es beim S&P 500 Index zum größten Rückgang in zwei Monaten. Der DAX bleibt mit einem Minus von 16% (roter Pfeil) weiterhin das Jahres-Schlusslicht. Auch der Edelmetallsektor offerierte keinen Schutz; der Silberpreis fiel im Wochenverlauf über 6% (roter Pfeil), obwohl es am Freitag der Tagessieger war (grüner Pfeil). Der Jahresgewinn ist auf knapp 5% zusammengeschmolzen; Ende April führte Silber mit einem Plus von fast 60% das Feld an. Volatilität statt Kontinuität bestimmt den Börsen-Alltag. Gold ist der augenblickliche Jahressieger, obwohl auch hier der Preis seit seinem Rekordhoch Anfang September über 10% gefallen ist. Ich rate weiterhin zur Zurückhaltung. Der Ölpreis kam ebenfalls unter Druck, was meine Warnungen bestätigte. Mit weiterer Schwäche ist zu rechnen, da sich das Weltwirtschaftswachstum abkühlt. Eine allgemeine Rezession sehe ich jedoch nicht, auch wenn dies inzwischen von vielen Experten erwartet wird. Das Risiko hierzu schätze ich auf maximal 30% ein.

Investoren sind frustriert und haben kaum noch Hoffnung, dass dringend notwendige politische Entscheidungen in absehbarer Zeit in Europa und USA getroffen werden.  Griechenland und Italien bleiben Sorgenkinder; konkrete Sanierungsprogramme fehlen weiterhin. Frankreich kämpft um seine Bonität. Der Führungswechsel in Spanien brachte keinen Beifall auf dem Börsenparkett. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist, ähnlich wie die US-Notenbank, die einzige realistische Quelle neuen Geldes für die Euro-Länder, jedoch wehrt sich Deutschland dagegen. Der Markt fordert schnelle Lösungen, aber Politiker arbeiten zur Zeit im Schneckentempo. Das kostet viel Geld. Bei der Verschuldungskrise im Euro-Raum sind es inzwischen dreistellige Milliarden-Beträge! Vor einem Jahr wäre man wahrscheinlich noch mit Euro 50 Milliarden ausgekommen. 

In Amerika konnte sich das Super-Komitee des US-Kongresses nach monatelangen Verhandlungen nicht einmal auf ein Kürzungspaket von $ 1,2 Billionen einigen, um erwartete Mehrausgaben in den kommenden 10 Jahren damit lediglich etwas zu reduzieren! Diese politische Patt-Situation wird jetzt kaum vor den Wahlen im November nächsten Jahres gelöst werden und ist daher für die Wirtschaft sowie Aktien- und Rentenmärkte eine enorme Belastung. Der Traum von neuen Höchstständen an den Börsen im nächsten Jahr ist somit ausgeträumt, aber gehörte auch nicht zu meinen Prognosen. Allerdings ist eine Verbesserung vom derzeitigen Niveau aufgrund der historisch niedrigen Bewertungsbasis in den kommenden Monaten möglich, sofern die Politik dies nicht kaputt macht. 











Innerhalb von rund drei Monaten - vom 7. Juli bis 12. September (roter Pfeil) - verlor der DAX fast ein Drittel und erfüllte damit die Definition einer Baisse, was einen Rückgang von mindestens 20% voraussetzt. Seitdem ist der DAX innerhalb von knapp sieben Wochen um 25% gestiegen (grüner Pfeil) und erfüllt damit die Definition einer neuen Hausse, was ein Plus von mindestens 20% verlangt. Inzwischen hat der DAX bis heute wiederum fast 12% abgegeben, was eine Korrektur bedeutet. Dieses Jahr zeichnet sich somit durch extreme Volatilität aus. 

Die 6.000-Marke (blaue Linie) kann bis Jahresende nur wieder erreicht werden, wenn es doch noch zu einer politischen Entspannung in Europa kommt, was viel Optimismus verlangt. Die 7.000-Marke ist bis April, wenn normalerweise die stärkste Börsenphase im Jahresverlauf endet, nur noch schwer zu erreichen. Die globale Marktkapitalisierung ist seit Ende Oktober aufgrund politischer Sturheit und Unentschlossenheit über vier Billionen Dollar gefallen! Politiker sind somit für Börsen zu einer Art Massenvernichtungswaffe geworden. Der schleppende demokratische Prozess fordert momentan einen hohen Preis.















Der Russel 3000 Index, der 98% aller notierten amerikanischen Aktien umfasst, hat innerhalb von vier Monaten von Juli bis Oktober über 20% verloren (violetter Pfeil) und damit die Definition einer Baisse erfüllt. Seit Anfang Oktober kam es in gut drei Wochen zu einem Anstieg von 18% (hellblauer Pfeil). Berücksicht man die jeweiligen Tagesschwankungen zu Beginn und am Ende dieser Zeitspanne, so errechnet sich sogar ein Plus von 22%, was wiederum eine neue Hausse bedeuten würde. Seitdem ist dieser Index um 7% gefallen, was eine Konsolidierung darstellt. Die entscheidende Frage ist, wieviel zusätzliche Kursverluste die politische Entscheidungslosigkeit Wall Street noch kostet? Dies muss nicht der Beginn einer neuen Baisse sein, sofern kein zusätzliches politisches Porzellan zerschlagen wird. Eine Jahresendrallye kann den Dow Jones Index sogar wieder an die 12.000-Marke heranführen. Bis April ist auch das 13.000-Niveau noch erreichbar. Politikern zu vertrauen, ist allerdings gefährlich, wie die vergangenen Monate gezeigt haben.
















In Deutschland stehen Bank-Aktien wegen ihrer hohen Bestände von europäischen Staatsanleihen wieder unter starken Verkaufsdruck. Mögliche Kapitalerhöhungen können dabei Kursverluste von über 30% bedeuten. US-Banken sind besser aufgestellt, da sie weniger europäische Staatsanleihen in ihren Büchern halten. Die Commerzbank Aktie liegt bereits unter dem Niveau vom März 2009 (schwarzer Pfeil), als die Hausse damals begann. Innerhalb von knapp sieben Monaten stieg die Aktie um 300%. Ein ähnliches Potential kann sich hier in den kommenden Monaten entwickeln. Die Bank of America stieg sogar über 400% (gelber Pfeil)  in 13 Monaten. Der aktuelle Kurs von $5,35 (roter Pfeil) ist für mutige Investoren wieder eine Einstiegschance. Das Potential liegt bei mindestens 100% innerhalb von zwei Jahren, allerdings ohne Garantieschein. Auch JPMorgan Chase gehört bei einem Preis von unter $30 (blauer Pfeil) zu meinen Empfehlungen. Die Deutsche Bank leidet unter einem sehr ungeschickten Führungswechsel. Werden die Tiefstände vom September (Euro 22) wieder erreicht, wäre auch dies eine erneute Chance. Im September stieg die Aktie um glatte 50% innerhalb von nur fünf Wochen bis Ende Oktober, und auf meiner Hotline empfahl ich eine Gewinnmitnahme. Schnelles Handeln ist wichtig






Inflationswarnungen sind nach wie vor unberechtigt. Im Oktober fielen die US-Verbraucherpreise um 0,1% aufgrund niedrigerer Energiekosten, die in den drei Vormonaten regelmäßig gestiegen waren. Gegenüber dem Vorjahr weist der Index einen Anstieg von 3,5% auf (roter Pfeil); dies vergleicht sich mit einem Anstieg von 3,9% im September. Die Kernrate ohne volatile Energiekosten und Nahrungsmittelpreise erhöhte sich auf 2,1% (blauer Pfeil) und liegt damit geringfügig über der 2%-Marke (grüne Linie). Die Notenbank muss keinen restriktiven Kurs einschlagen, solange dieses Niveau nicht nachhaltig überschritten wird.





Der amerikanische Verbraucher hat sich von den politischen Ereignissen bisher nicht einschüchtern lassen. Seit Mitte 2010 (grüne Markierung) sind Einzelhandelsumsätze bis auf eine Ausnahme (roter Pfeil/- 0,1% im Mai 2011) immer gestiegen. Der Einzelhandel muss sich daher nicht vor dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft, das am Freitag einen Tag nach dem Erntedankfest offiziell beginnt, Sorgen machen, auch wenn sich erhoffte Verbesserungen in Grenzen halten.


Am Donnerstag sind die US-Börsen wegen des Erntedank-Fests geschlossen und schließen am Freitag bereits um 13:00 Uhr anstatt wie üblich um 16:00 Uhr. Diesmal gibt es für Börsianer wenig zu feiern, da Politiker die Aktien-Hausse frühzeitig im Sommer beendeten durch das Hinauszögern der Erhöhung der Verschuldungsgrenze  und den neuen Aufschwung wegen fehlender Kürzungsvorschläge beim Bundeshaushalt jetzt blockieren.
         
Weitere Analysen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 28. November. 
































Heiko Thieme

Montag, 14. November 2011

Licht am Ende des Tunnels














Meine aktuelle Einschätzung zu den Märkten diskutierte ich am Mittwoch mit Manuel Koch (DAF) direkt vom New Yorker Börsenparkett. Zum Anschauen und Hören einfach die nächste Zeile anklicken.

Die politische Krise in Europa belastete die erste Wochenhälfte an den Weltbörsen, bevor es dann zu einer Beruhigung und positiven Wochenbilanz kam, als Lösungsversuche  in Griechenland und Italien zu erkennen waren. In beiden Ländern weist die jüngste Entwicklung eine deutsche Handschrift auf. Damit ist das Licht am Ende des politischen Tunnels erkennbar. Allerdings wird es noch Monate dauern, um diese Krise tatsächlich erfolgreich zu überwinden. Die Börse lebt momentan primär von Hoffnung und bleibt damit  labil. und anfällig. Die neuen Regierungen in Italien und Griechenland  müssen schnellstmöglich Lösungsvorschläge  zur Entschuldung der Staatshaushalte vorlegen. Der DAX wurde zwar Tagessieger am Freitag (grüner Pfeil), aber liegt weiterhin seit Jahresbeginn hinten (roter Pfeil) und das Gold dagegen weit vorne (grüner Pfeil). Texas Öl (WTI) ging als Wochensieger (grüner Pfeil) hervor, während der Euro unter Druck stand (roter Pfeil). Seit der ersten Oktoberwoche ist der Preis für Texas Öl über 35% gestiegen. In Anbetracht der sich abschwächenden Weltwirtschaft halte ich dies für eine Übertreibung und rate zur Vorsicht.



Die politisch induzierte globale Baisse hat ihren Tiefstand seit Anfang Oktober überwunden. Innerhalb von fünf Monaten - von Mai (grüner Pfeil) bis Oktober - fiel der Dow Jones zwar"nur" um 17% und erfüllt damit nicht die offizielle Definition einer Baisse, was einen Index-Rückgang von mindestens 20% voraussetzt. aber der Russel 3000 Index, der 98% aller notierten amerikanischen Werte umfasst, verlor im gleichen Zeitraum 21%. Der DAX kam sogar auf ein Minus von 33% und erreichte seinen Tiefstand bereits am 12. September. Insgesamt war dies eine relativ kurze Baisse. Den größten Einbruch beim Dow Jones gab es innerhalb von knapp drei Wochen, vom 22. Juli bis zum 10. August (schwarzer Pfeil) mit einem Minus von 16%. Die Unterstützung liegt zwischen 11.400 und 11.600 (grüne Markierung) und der Widerstand zwischen 12.400 und 12.800 (gelbe Markierung). Am Jahresende rechne ich damit, dass der Dow Jones sich innerhalb dieser Widerstandszone bewegt.


Die Verbraucherstimmung hat sich vom Tiefstand im August (blauer Pfeil) wieder deutlich erholt (grüner Pfeil). Allerdings ist diese monatliche Umfrage der Universität Michigan deutlich vom Hoechststand zu Jahresbeginn (roter Pfeil) entfernt. Dennoch ist es eine weitaus bessere Ausgangsbasis für das in knapp zwei Wochen beginnende Weihnachtsgeschäft als noch vor drei Monaten (grüne Linie). Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel die wichtigste Verkaufssaison im Jahr.

















Die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen bewegt um die 2%-Marke (hellblauer Pfeil und rote Linie). Dies ist eine der niedrigsten Renditen für diese Laufzeit in der US-Geschichte. Die Zinsen für Tagesgelder (Fed Funds Rate) werden laut US-Notenbank bis Mitte 2013 nahe am Nullpunkt (lila Pfeil) bleiben, um eine Rezession zu vermeiden. Amerikanische Staatstitel sind bei diesen niedrigen Zinssätzen uninteressant. Vor vier Jahren lagen die Zinsen für Tagesgelder knapp unter 5% und Renditen für 10-jährige Staatsanleihen bei 4,5% (grüner Pfeil).
















Bis zur Lehmann-Krise im September 2008 waren die Renditen von  Anleihen im Euro-Raum fast identisch. Danach begann eine allmähliche Differenzierung, die vor zwei Jahren deutliche Unterschiede aufwies (lila Viereck). Seitdem sind die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen teilweise explodiert. Griechische Anleihen liegen 32,5% über deutschen Anleihen (hellblauer Pfeil). Einen solchen Rendite-Unterschied hat es zuvor nie gegeben! Portugiesische Anleihen liegen 12% (brauner Pfeil) über deutsche Titel; bei irischen Anleihen sind es 7% (grüner Pfeil);  bei spanischen und italienischen Anleihen dagegen um 5% (roter Pfeil). Die italienischen Staatsschulden sind mit fast 2 Billionen Euro mehr als die Staatsschulden von Portugal, Irland, Griechenland und Spanien zusammen! Deshalb darf es auf keinen Fall bei Italien zu einem finanziellen Engpass kommen. Die Finanzkrise Europas hat einen Höhepunkt erreicht, was zu praktikablen Lösungen zwingt. Europas Politiker sind echt gefordert.


Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog folgt am Montag, den 21. November.

































Heiko Thieme

Montag, 7. November 2011

Krisen ohne Ende


  Der griechische Regierungschef Papandreou begann vergangene Woche politischen Selbstmord und kostete die Weltbörsen dabei innerhalb von zwei Tagen über drei Billionen Dollar. Dies ist mehr als das Zehnfache des Bruttoinlandsprodukts von Griechenland. Sein überraschender Vorschlag, über das mit den Euroländern mühsam ausgehandelte Sanierungspaket eine gesetzlich nicht vorgeschriebene Volksabstimmung abzuhalten, löste an den Aktienmärkten eine Verkaufspanik aus. Gleichzeitig endete damit die eindrucksvolle vierwöchige Aktienrallye im Oktober. Besonders hart traf es wieder einmal den DAX auf Tages- und Wochenbasis (rote Pfeile). Auch seit Jahresbeginn liegt der Deutsche Aktienindex hinten (roter Pfeil). Gestern kündigte Papandreou seinen Rücktritt an und eine Volksabstimmung wird es nicht geben. Damit ist die Verschuldung Griechenlands zwar noch lange nicht gelöst, jedoch gewinnt Europa Zeit. Italien gilt als nächstes Sorgenkind, falls Berlusconi nicht die notwendige Mehrheit für sein Sparprogramm im Parlament findet. Auch Spanien bleibt auf der Beobachtungsliste. 


Neben Europa kämpfen auch die USA mit einer zu hohen Verschuldung bei relativ geringem Wirtschaftswachstum, was die Wiederwahl von Präsident Obama In genau einem Jahr in Frage stellt. Das Gipfeltreffen der G-20 Länder in Cannes wurde am Donnerstag und Freitag von der Griechenland-Problematik überschattet und erzielte keine entscheidenden Ergebnisse. Die finanzielle Stärke der früheren Schwellenländer - Brasilien, Russland, Indien und besonders China - kann und wird die globalen Machtverhältnisse in den kommenden Jahren stark verändern. China könnte mit seinen Währungsreserven in Höhe von über drei Billionen Dollar sowohl Europa als auch den USA eine entscheidende Unterstützung anbieten. Vor 20 Jahren, als der Eiserne Vorhang fiel,  wäre eine solche Überlegung noch unvorstellbar gewesen. Die strategischen Rückschlüsse und Anlageüberlegungen hieraus werden auf der Hotline diskutiert.

Texas-Öl stieg am meisten im Oktober (grüner Pfeil), während das Nordsee-Öl (Brent) den Tages- und Wochensieger stellte (Grüne Pfeile). Gold weist dagegen seit Jahresbeginn den größten Anstieg auf (grüner Pfeil). Meine Präferenz bei den Edelmetallen bleibt jedoch Platin.




Statistiken beeinflussen häufig den Börsenalltag, obwohl sie oft sehr unzuverlässig sind. Dies trifft besonders auf die monatlichen Arbeitsmarktdaten zu. Anfang September fiel der Dow Jones innerhalb weniger Tage um rund 5%, als die Augustdaten keine neuen Arbeitsplätze aufwiesen. Zwei Monate später stellt sich jetzt heraus, dass diese Statistik falsch war und im August tatsächlich über 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden! Gleichzeitig wurden die ursprünglichen September Zahlen von 103.000 auf 158.000 hochrevidiert - eine Verbesserung von 50%! Die Börse nahm jedoch diese positiven Daten ohne Beifall auf. Die neuesten Zahlen für Oktober lagen mit 80.000 neuen Arbeitsplätzen etwas unter den Erwartungen und trugen so zum negativen Tagesergebnis der Börse mit bei, obwohl die Arbeitslosenrate mit 9,0 % sogar etwas gefallen war. 

Kaum kommentiert wird dabei, dass es im öffentlichen Sektor - also beim Staat - seit Monaten ständig Entlassungen gibt, was die Arbeitslosenrate zwar belastet, aber die Staatsausgaben entlastet. Im September und Oktober wurden immerhin 57.000 staatliche Stellen gestrichen.

Fällt die Arbeitslosenrate bis Oktober nächsten Jahres auf bzw. unter die 8,5%-Marke (grüne Schattierung), so hat Präsident Obama gute Chancen, am 6. November 2012 wiedergewählt zu werden. Steigt die Arbeitslosenrate dagegen auf 9,5% oder mehr (rote Schattierung) so würde dies sicherlich sein politisches Ende bedeuten. Werden die Zahlen später revidiert, hat dies auf die Präsidentschaftswahlen keinen Einfluss mehr.










Der S&P 500 Index hat sich inflationsbereinigt seit 1942 (grüner Pfeil) trotz erheblicher Schwankungen (blaue Linie) bis heute (hellblauer Pfeil) im Jahresdurchschnitt (grüne Linie) um rund 3,5% verbessert. Ohne Inflationsabzug und unter Berücksichtigung reinvestierter Dividenden ergibt dies einen Jahreszuwachs von über 10%. Das untere Schaubild zeigt, dass in Phasen schwacher Arbeitsmarktdaten von Minus 2% (grüne Linie) die Börse keinesfalls fällt sondern immer gestiegen ist! Genauso war es kurz nach der Finanzkrise von 2008, als es zu Massenentlassungen kam und die Börse dennoch von März 2009 bis Ende April 2011 innerhalb von gut zwei Jahren 100% zulegte. Der Grund für diese überdurchschnittliche Hausse waren starke Gewinnverbesserungen. Der augenblickliche Zuwachs am Arbeitsmarkt liegt am oberen Rand (schwarzer Pfeil) des seit 1984 (roter Pfeil) zu beobachtenden Abwärtstrends (rote Linie). Dies signalisiert jedoch kein Ende des derzeitigen Börsenaufschwungs.












Vergangene Woche erwähnte ich im Blog, dass mit dem November die stärkste Börsenphase im Jahresverlauf beginnt. Wer $10.000 im US-Aktienmarkt seit 1950 nur zwischen den sechs Monaten von Mai bis Oktober investierte, weist heute nur noch $9.000 auf; also ein Verlust von 10% in 62 Jahren. Wer sich dagegen auf den Zeitraum von November bis April konzentrierte, kommt auf einen eindrucksvollen Betrag von $619.000. Dies entspricht einem jährlichen Plus von 7% pro Jahr. Bis Ende April 2012 rechne ich diesmal bei einer ausgeprägten Volatilität mit einem Anstieg zwischen 6% - 8% ; im vergangenen Jahr von November 2010 bis April 2011 waren es dagegen beachtliche 15%. Die ungelösten politischen Engpässe bei der Entschuldungsdiskussion sind der Grund für meine geringeren Erwartungen. 

Im Bausektor kann bald die Talsohle erreicht werden. Zwar weisen Bauinvestitionen immer noch ein Minus gegenüber dem Vorjahr auf, jedoch ist diese Lücke seit den Tiefstständen vor zwei Jahren (roter Pfeil) deutlich geschrumpft (grüner Pfeil). Bauwerte sind seit Anfang Oktober teilweise über 30% gestiegen und bestätigen damit meine Hotline Empfehlungen.
Die Weltbevölkerung erreichte vor einer Woche die 7 Milliarden-Marke. Die Entwicklung seit rund 2.000 Jahren zeigt die obige Tabelle, wobei die Jahreszahlen teilweise etwas aufgerundet sind. Bis zum Jahre 1650 nach Christi Geburt entwickelte sich das Bevölkerungswachstum mit 0,06% pro Jahr nur äußerst langsam, was einer Verdoppelung in 1.156 Jahren entspricht. Danach kam es zu einer 8-fachen Beschleunigung bis 1930, was eine Verdoppelung alle 140 Jahre bedeutet. Von 1930 bis 1975 kam es zu einer Verdoppelung innerhalb von nur 45 Jahren. Damit erreichte die Wachstumsrate ihren Höhepunkt.




Die Bevölkerungsdichte konzentriert sich auf Asien - China (blauer Pfeil) und Indien (grüner Pfeil), sowie Japan und Korea - und Zentral-Europa (gelber Pfeil) neben der Nord-Ost-Küste Amerikas. Ein Großsteil Amerikas ist dagegen unterbevölkert.

Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung wird von über 2% in den 60-er Jahren (blauer Pfeil) bis 2050 deutlich abnehmen (grüner Pfeil). Dennoch wird die Bevölkerungzahl  bis auf 10 Milliarden steigen, bevor sie im zweiten Teil dieses Jahrhunderts wieder auf 7 Milliarden zurückkommt. Dies ist allerdings meine persönliche Schätzung.
Der FTASE Index repräsentiert die 20 größten und liquidesten Unternehmen der Athener Börse. Dieser Index ist seit seinem Höchststand vom Oktober 2007 (roter Pfeil) fast 90% (gruener Pfeil) gefallen. Ähnlich stark war der Einbruch vom Dow Jones Index während der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932. Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass die führenden Unternehmen von Griechenland die momentane Verschuldungskrise des Staates nicht überleben. Eine Verdoppelung innerhalb von drei Jahren würde mich nicht überraschen. Dies ist keine Anlage für nervöse oder nervenschwache Anleger, sondern eignet sich nur für risikobereite Investoren. Auch gibt es hierauf keinen Garantieschein!

Weitere Betrachtungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 13. November.

























Heiko Thieme