Sonntag, 27. November 2011

Kopflos













Börsianer handeln kopflos. Fundamentale Fakten werden ignoriert. Angst und Ratlosigkeit dominieren. Politiker sind überfordert und bekommen die globale Finanzkrise nicht in den Griff. Unentschlossenheit und mangelnde Konzeption dominieren und verschärfen damit die Situation noch zusätzlich. Weder in Europa noch in den U.S.A. werden praktikable Lösungen angeboten. Die Börse hasst Verunsicherung und geht auf Tauchstation.

Die Erntedankfest-Woche stand an Wall Street unter einem permanenten Verkaufsdruck, der nunmehr bereits sieben Tage anhält; so jedenfalls beim S&P 500 Index und auch Freiverkehrsmarkt (NASDAQ). Beim S&P 500 war es die schlechteste Erntedankfest-Woche seit 1932, also in 80 Jahren! Ginge der Abwärtstrend im gleichen Tempo weiter, würden alle notierten Werte bis Ende April, wenn die normalerweise stärkste 6-Monatsphase der US-Börsen zu Ende geht, wertlos sein. Das wird nicht geschehen. Im Gegenteil, ich rechne bis Ende April mit deutlich höheren Index-Nineaus, es sei denn, Politiker machen alles kaputt. Zeitphasen geprägt von Frustration und Angst offerieren ideale Einstiegschancen. Meine aktuelle Kaufliste umfasst 16 der 30 DAX-Werte; vor vier Wochen waren es nur zwei!

Am Freitag ging der DAX zwar als Tagessieger hervor (grüner Pfeil); im Wochenverlauf war er dennoch das Schlusslicht (roter Pfeil) und auch seit Jahresbeginn mit einem Verlust von über 20% (roter Pfeil). Im Edelmetallsektor war der Verkaufsdruck beim Silber besonders ausgeprägt. Der aktuelle Kurs ist nicht mehr weit von meiner Kaufbandbreite $25 - $30 entfernt. Beim Öl rate ich weiterhin zur Zurückhaltung, auch wenn Texas-Öl den geringsten Wochenverlust aufweist (hellroter Pfeil).

Markttechnisch betrachtet ist Wall Street stark überverkauft. Mit einer zumindest temporären Indexerholung ist in dieser Woche zu rechnen. Diese Gegenbewegung kann bereits der Auftakt zur traditionellen Weihnachtsrallye sein, die normalerweise  erst  im Dezember beginnt. Der Dow Jones hat dabei das Potential, die 12.000-Marke wieder zu erreichen, auch wenn dies inzwischen eine Herausforderung darstellt; beim DAX ist es das 6.000-Niveau. Vor wenigen Tagen waren beide Messlatten keine entscheidenden Hindernisse bis Jahresende. Das politische Umfeld hat sehr viel guten Willen und Zuversicht zerstört.
















Unternehmensgewinne stiegen im dritten Quartal auf ein neues Rekord-Niveau und überstiegen dabei die $1,5 Billionen-Marke (hellblaue Linie). Im Vergleich zum Vorjahr (drittes Quartal 2010) ist dies eine Verbesserung von 6,5% (blauer Pfeil). Seit den Tiefständen vor drei Jahren (gelber und roter Pfeil) kam es zu einer beeindruckenden Erholung (schwarzer und grüner Pfeil). Von der Bewertungsbasis (Kurs/Gewinn-Verhältnis) her und im Vergleich zu den historisch niedrigen Zinsen für US-Staatsanleihen ist der amerikanische Aktienmarkt mindestens 20% unterbewertet. In Deutschland ist der Aktienmarkt sogar mindestens 30% unterbewertet.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 5. Dezember.



































Heiko Thieme

Montag, 21. November 2011

Frustration statt Hoffnung











Welches Potential haben DAX und Dow bis zum Jahresende und was sind die Risiken? Diese und andere Fragen diskutierte ich am vergangenen Dienstag mit Melanie Koesser vom DAF. Zum Interview einfach die nächste Zeile anklicken.

http://www.daf.fm/video/heiko-thieme-dax-mit-potential-bis-7000-50149398-DE0008469008.html

Vergangene Woche kam es beim S&P 500 Index zum größten Rückgang in zwei Monaten. Der DAX bleibt mit einem Minus von 16% (roter Pfeil) weiterhin das Jahres-Schlusslicht. Auch der Edelmetallsektor offerierte keinen Schutz; der Silberpreis fiel im Wochenverlauf über 6% (roter Pfeil), obwohl es am Freitag der Tagessieger war (grüner Pfeil). Der Jahresgewinn ist auf knapp 5% zusammengeschmolzen; Ende April führte Silber mit einem Plus von fast 60% das Feld an. Volatilität statt Kontinuität bestimmt den Börsen-Alltag. Gold ist der augenblickliche Jahressieger, obwohl auch hier der Preis seit seinem Rekordhoch Anfang September über 10% gefallen ist. Ich rate weiterhin zur Zurückhaltung. Der Ölpreis kam ebenfalls unter Druck, was meine Warnungen bestätigte. Mit weiterer Schwäche ist zu rechnen, da sich das Weltwirtschaftswachstum abkühlt. Eine allgemeine Rezession sehe ich jedoch nicht, auch wenn dies inzwischen von vielen Experten erwartet wird. Das Risiko hierzu schätze ich auf maximal 30% ein.

Investoren sind frustriert und haben kaum noch Hoffnung, dass dringend notwendige politische Entscheidungen in absehbarer Zeit in Europa und USA getroffen werden.  Griechenland und Italien bleiben Sorgenkinder; konkrete Sanierungsprogramme fehlen weiterhin. Frankreich kämpft um seine Bonität. Der Führungswechsel in Spanien brachte keinen Beifall auf dem Börsenparkett. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist, ähnlich wie die US-Notenbank, die einzige realistische Quelle neuen Geldes für die Euro-Länder, jedoch wehrt sich Deutschland dagegen. Der Markt fordert schnelle Lösungen, aber Politiker arbeiten zur Zeit im Schneckentempo. Das kostet viel Geld. Bei der Verschuldungskrise im Euro-Raum sind es inzwischen dreistellige Milliarden-Beträge! Vor einem Jahr wäre man wahrscheinlich noch mit Euro 50 Milliarden ausgekommen. 

In Amerika konnte sich das Super-Komitee des US-Kongresses nach monatelangen Verhandlungen nicht einmal auf ein Kürzungspaket von $ 1,2 Billionen einigen, um erwartete Mehrausgaben in den kommenden 10 Jahren damit lediglich etwas zu reduzieren! Diese politische Patt-Situation wird jetzt kaum vor den Wahlen im November nächsten Jahres gelöst werden und ist daher für die Wirtschaft sowie Aktien- und Rentenmärkte eine enorme Belastung. Der Traum von neuen Höchstständen an den Börsen im nächsten Jahr ist somit ausgeträumt, aber gehörte auch nicht zu meinen Prognosen. Allerdings ist eine Verbesserung vom derzeitigen Niveau aufgrund der historisch niedrigen Bewertungsbasis in den kommenden Monaten möglich, sofern die Politik dies nicht kaputt macht. 











Innerhalb von rund drei Monaten - vom 7. Juli bis 12. September (roter Pfeil) - verlor der DAX fast ein Drittel und erfüllte damit die Definition einer Baisse, was einen Rückgang von mindestens 20% voraussetzt. Seitdem ist der DAX innerhalb von knapp sieben Wochen um 25% gestiegen (grüner Pfeil) und erfüllt damit die Definition einer neuen Hausse, was ein Plus von mindestens 20% verlangt. Inzwischen hat der DAX bis heute wiederum fast 12% abgegeben, was eine Korrektur bedeutet. Dieses Jahr zeichnet sich somit durch extreme Volatilität aus. 

Die 6.000-Marke (blaue Linie) kann bis Jahresende nur wieder erreicht werden, wenn es doch noch zu einer politischen Entspannung in Europa kommt, was viel Optimismus verlangt. Die 7.000-Marke ist bis April, wenn normalerweise die stärkste Börsenphase im Jahresverlauf endet, nur noch schwer zu erreichen. Die globale Marktkapitalisierung ist seit Ende Oktober aufgrund politischer Sturheit und Unentschlossenheit über vier Billionen Dollar gefallen! Politiker sind somit für Börsen zu einer Art Massenvernichtungswaffe geworden. Der schleppende demokratische Prozess fordert momentan einen hohen Preis.















Der Russel 3000 Index, der 98% aller notierten amerikanischen Aktien umfasst, hat innerhalb von vier Monaten von Juli bis Oktober über 20% verloren (violetter Pfeil) und damit die Definition einer Baisse erfüllt. Seit Anfang Oktober kam es in gut drei Wochen zu einem Anstieg von 18% (hellblauer Pfeil). Berücksicht man die jeweiligen Tagesschwankungen zu Beginn und am Ende dieser Zeitspanne, so errechnet sich sogar ein Plus von 22%, was wiederum eine neue Hausse bedeuten würde. Seitdem ist dieser Index um 7% gefallen, was eine Konsolidierung darstellt. Die entscheidende Frage ist, wieviel zusätzliche Kursverluste die politische Entscheidungslosigkeit Wall Street noch kostet? Dies muss nicht der Beginn einer neuen Baisse sein, sofern kein zusätzliches politisches Porzellan zerschlagen wird. Eine Jahresendrallye kann den Dow Jones Index sogar wieder an die 12.000-Marke heranführen. Bis April ist auch das 13.000-Niveau noch erreichbar. Politikern zu vertrauen, ist allerdings gefährlich, wie die vergangenen Monate gezeigt haben.
















In Deutschland stehen Bank-Aktien wegen ihrer hohen Bestände von europäischen Staatsanleihen wieder unter starken Verkaufsdruck. Mögliche Kapitalerhöhungen können dabei Kursverluste von über 30% bedeuten. US-Banken sind besser aufgestellt, da sie weniger europäische Staatsanleihen in ihren Büchern halten. Die Commerzbank Aktie liegt bereits unter dem Niveau vom März 2009 (schwarzer Pfeil), als die Hausse damals begann. Innerhalb von knapp sieben Monaten stieg die Aktie um 300%. Ein ähnliches Potential kann sich hier in den kommenden Monaten entwickeln. Die Bank of America stieg sogar über 400% (gelber Pfeil)  in 13 Monaten. Der aktuelle Kurs von $5,35 (roter Pfeil) ist für mutige Investoren wieder eine Einstiegschance. Das Potential liegt bei mindestens 100% innerhalb von zwei Jahren, allerdings ohne Garantieschein. Auch JPMorgan Chase gehört bei einem Preis von unter $30 (blauer Pfeil) zu meinen Empfehlungen. Die Deutsche Bank leidet unter einem sehr ungeschickten Führungswechsel. Werden die Tiefstände vom September (Euro 22) wieder erreicht, wäre auch dies eine erneute Chance. Im September stieg die Aktie um glatte 50% innerhalb von nur fünf Wochen bis Ende Oktober, und auf meiner Hotline empfahl ich eine Gewinnmitnahme. Schnelles Handeln ist wichtig






Inflationswarnungen sind nach wie vor unberechtigt. Im Oktober fielen die US-Verbraucherpreise um 0,1% aufgrund niedrigerer Energiekosten, die in den drei Vormonaten regelmäßig gestiegen waren. Gegenüber dem Vorjahr weist der Index einen Anstieg von 3,5% auf (roter Pfeil); dies vergleicht sich mit einem Anstieg von 3,9% im September. Die Kernrate ohne volatile Energiekosten und Nahrungsmittelpreise erhöhte sich auf 2,1% (blauer Pfeil) und liegt damit geringfügig über der 2%-Marke (grüne Linie). Die Notenbank muss keinen restriktiven Kurs einschlagen, solange dieses Niveau nicht nachhaltig überschritten wird.





Der amerikanische Verbraucher hat sich von den politischen Ereignissen bisher nicht einschüchtern lassen. Seit Mitte 2010 (grüne Markierung) sind Einzelhandelsumsätze bis auf eine Ausnahme (roter Pfeil/- 0,1% im Mai 2011) immer gestiegen. Der Einzelhandel muss sich daher nicht vor dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft, das am Freitag einen Tag nach dem Erntedankfest offiziell beginnt, Sorgen machen, auch wenn sich erhoffte Verbesserungen in Grenzen halten.


Am Donnerstag sind die US-Börsen wegen des Erntedank-Fests geschlossen und schließen am Freitag bereits um 13:00 Uhr anstatt wie üblich um 16:00 Uhr. Diesmal gibt es für Börsianer wenig zu feiern, da Politiker die Aktien-Hausse frühzeitig im Sommer beendeten durch das Hinauszögern der Erhöhung der Verschuldungsgrenze  und den neuen Aufschwung wegen fehlender Kürzungsvorschläge beim Bundeshaushalt jetzt blockieren.
         
Weitere Analysen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 28. November. 
































Heiko Thieme

Montag, 14. November 2011

Licht am Ende des Tunnels














Meine aktuelle Einschätzung zu den Märkten diskutierte ich am Mittwoch mit Manuel Koch (DAF) direkt vom New Yorker Börsenparkett. Zum Anschauen und Hören einfach die nächste Zeile anklicken.

Die politische Krise in Europa belastete die erste Wochenhälfte an den Weltbörsen, bevor es dann zu einer Beruhigung und positiven Wochenbilanz kam, als Lösungsversuche  in Griechenland und Italien zu erkennen waren. In beiden Ländern weist die jüngste Entwicklung eine deutsche Handschrift auf. Damit ist das Licht am Ende des politischen Tunnels erkennbar. Allerdings wird es noch Monate dauern, um diese Krise tatsächlich erfolgreich zu überwinden. Die Börse lebt momentan primär von Hoffnung und bleibt damit  labil. und anfällig. Die neuen Regierungen in Italien und Griechenland  müssen schnellstmöglich Lösungsvorschläge  zur Entschuldung der Staatshaushalte vorlegen. Der DAX wurde zwar Tagessieger am Freitag (grüner Pfeil), aber liegt weiterhin seit Jahresbeginn hinten (roter Pfeil) und das Gold dagegen weit vorne (grüner Pfeil). Texas Öl (WTI) ging als Wochensieger (grüner Pfeil) hervor, während der Euro unter Druck stand (roter Pfeil). Seit der ersten Oktoberwoche ist der Preis für Texas Öl über 35% gestiegen. In Anbetracht der sich abschwächenden Weltwirtschaft halte ich dies für eine Übertreibung und rate zur Vorsicht.



Die politisch induzierte globale Baisse hat ihren Tiefstand seit Anfang Oktober überwunden. Innerhalb von fünf Monaten - von Mai (grüner Pfeil) bis Oktober - fiel der Dow Jones zwar"nur" um 17% und erfüllt damit nicht die offizielle Definition einer Baisse, was einen Index-Rückgang von mindestens 20% voraussetzt. aber der Russel 3000 Index, der 98% aller notierten amerikanischen Werte umfasst, verlor im gleichen Zeitraum 21%. Der DAX kam sogar auf ein Minus von 33% und erreichte seinen Tiefstand bereits am 12. September. Insgesamt war dies eine relativ kurze Baisse. Den größten Einbruch beim Dow Jones gab es innerhalb von knapp drei Wochen, vom 22. Juli bis zum 10. August (schwarzer Pfeil) mit einem Minus von 16%. Die Unterstützung liegt zwischen 11.400 und 11.600 (grüne Markierung) und der Widerstand zwischen 12.400 und 12.800 (gelbe Markierung). Am Jahresende rechne ich damit, dass der Dow Jones sich innerhalb dieser Widerstandszone bewegt.


Die Verbraucherstimmung hat sich vom Tiefstand im August (blauer Pfeil) wieder deutlich erholt (grüner Pfeil). Allerdings ist diese monatliche Umfrage der Universität Michigan deutlich vom Hoechststand zu Jahresbeginn (roter Pfeil) entfernt. Dennoch ist es eine weitaus bessere Ausgangsbasis für das in knapp zwei Wochen beginnende Weihnachtsgeschäft als noch vor drei Monaten (grüne Linie). Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel die wichtigste Verkaufssaison im Jahr.

















Die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen bewegt um die 2%-Marke (hellblauer Pfeil und rote Linie). Dies ist eine der niedrigsten Renditen für diese Laufzeit in der US-Geschichte. Die Zinsen für Tagesgelder (Fed Funds Rate) werden laut US-Notenbank bis Mitte 2013 nahe am Nullpunkt (lila Pfeil) bleiben, um eine Rezession zu vermeiden. Amerikanische Staatstitel sind bei diesen niedrigen Zinssätzen uninteressant. Vor vier Jahren lagen die Zinsen für Tagesgelder knapp unter 5% und Renditen für 10-jährige Staatsanleihen bei 4,5% (grüner Pfeil).
















Bis zur Lehmann-Krise im September 2008 waren die Renditen von  Anleihen im Euro-Raum fast identisch. Danach begann eine allmähliche Differenzierung, die vor zwei Jahren deutliche Unterschiede aufwies (lila Viereck). Seitdem sind die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen teilweise explodiert. Griechische Anleihen liegen 32,5% über deutschen Anleihen (hellblauer Pfeil). Einen solchen Rendite-Unterschied hat es zuvor nie gegeben! Portugiesische Anleihen liegen 12% (brauner Pfeil) über deutsche Titel; bei irischen Anleihen sind es 7% (grüner Pfeil);  bei spanischen und italienischen Anleihen dagegen um 5% (roter Pfeil). Die italienischen Staatsschulden sind mit fast 2 Billionen Euro mehr als die Staatsschulden von Portugal, Irland, Griechenland und Spanien zusammen! Deshalb darf es auf keinen Fall bei Italien zu einem finanziellen Engpass kommen. Die Finanzkrise Europas hat einen Höhepunkt erreicht, was zu praktikablen Lösungen zwingt. Europas Politiker sind echt gefordert.


Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog folgt am Montag, den 21. November.

































Heiko Thieme

Montag, 7. November 2011

Krisen ohne Ende


  Der griechische Regierungschef Papandreou begann vergangene Woche politischen Selbstmord und kostete die Weltbörsen dabei innerhalb von zwei Tagen über drei Billionen Dollar. Dies ist mehr als das Zehnfache des Bruttoinlandsprodukts von Griechenland. Sein überraschender Vorschlag, über das mit den Euroländern mühsam ausgehandelte Sanierungspaket eine gesetzlich nicht vorgeschriebene Volksabstimmung abzuhalten, löste an den Aktienmärkten eine Verkaufspanik aus. Gleichzeitig endete damit die eindrucksvolle vierwöchige Aktienrallye im Oktober. Besonders hart traf es wieder einmal den DAX auf Tages- und Wochenbasis (rote Pfeile). Auch seit Jahresbeginn liegt der Deutsche Aktienindex hinten (roter Pfeil). Gestern kündigte Papandreou seinen Rücktritt an und eine Volksabstimmung wird es nicht geben. Damit ist die Verschuldung Griechenlands zwar noch lange nicht gelöst, jedoch gewinnt Europa Zeit. Italien gilt als nächstes Sorgenkind, falls Berlusconi nicht die notwendige Mehrheit für sein Sparprogramm im Parlament findet. Auch Spanien bleibt auf der Beobachtungsliste. 


Neben Europa kämpfen auch die USA mit einer zu hohen Verschuldung bei relativ geringem Wirtschaftswachstum, was die Wiederwahl von Präsident Obama In genau einem Jahr in Frage stellt. Das Gipfeltreffen der G-20 Länder in Cannes wurde am Donnerstag und Freitag von der Griechenland-Problematik überschattet und erzielte keine entscheidenden Ergebnisse. Die finanzielle Stärke der früheren Schwellenländer - Brasilien, Russland, Indien und besonders China - kann und wird die globalen Machtverhältnisse in den kommenden Jahren stark verändern. China könnte mit seinen Währungsreserven in Höhe von über drei Billionen Dollar sowohl Europa als auch den USA eine entscheidende Unterstützung anbieten. Vor 20 Jahren, als der Eiserne Vorhang fiel,  wäre eine solche Überlegung noch unvorstellbar gewesen. Die strategischen Rückschlüsse und Anlageüberlegungen hieraus werden auf der Hotline diskutiert.

Texas-Öl stieg am meisten im Oktober (grüner Pfeil), während das Nordsee-Öl (Brent) den Tages- und Wochensieger stellte (Grüne Pfeile). Gold weist dagegen seit Jahresbeginn den größten Anstieg auf (grüner Pfeil). Meine Präferenz bei den Edelmetallen bleibt jedoch Platin.




Statistiken beeinflussen häufig den Börsenalltag, obwohl sie oft sehr unzuverlässig sind. Dies trifft besonders auf die monatlichen Arbeitsmarktdaten zu. Anfang September fiel der Dow Jones innerhalb weniger Tage um rund 5%, als die Augustdaten keine neuen Arbeitsplätze aufwiesen. Zwei Monate später stellt sich jetzt heraus, dass diese Statistik falsch war und im August tatsächlich über 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden! Gleichzeitig wurden die ursprünglichen September Zahlen von 103.000 auf 158.000 hochrevidiert - eine Verbesserung von 50%! Die Börse nahm jedoch diese positiven Daten ohne Beifall auf. Die neuesten Zahlen für Oktober lagen mit 80.000 neuen Arbeitsplätzen etwas unter den Erwartungen und trugen so zum negativen Tagesergebnis der Börse mit bei, obwohl die Arbeitslosenrate mit 9,0 % sogar etwas gefallen war. 

Kaum kommentiert wird dabei, dass es im öffentlichen Sektor - also beim Staat - seit Monaten ständig Entlassungen gibt, was die Arbeitslosenrate zwar belastet, aber die Staatsausgaben entlastet. Im September und Oktober wurden immerhin 57.000 staatliche Stellen gestrichen.

Fällt die Arbeitslosenrate bis Oktober nächsten Jahres auf bzw. unter die 8,5%-Marke (grüne Schattierung), so hat Präsident Obama gute Chancen, am 6. November 2012 wiedergewählt zu werden. Steigt die Arbeitslosenrate dagegen auf 9,5% oder mehr (rote Schattierung) so würde dies sicherlich sein politisches Ende bedeuten. Werden die Zahlen später revidiert, hat dies auf die Präsidentschaftswahlen keinen Einfluss mehr.










Der S&P 500 Index hat sich inflationsbereinigt seit 1942 (grüner Pfeil) trotz erheblicher Schwankungen (blaue Linie) bis heute (hellblauer Pfeil) im Jahresdurchschnitt (grüne Linie) um rund 3,5% verbessert. Ohne Inflationsabzug und unter Berücksichtigung reinvestierter Dividenden ergibt dies einen Jahreszuwachs von über 10%. Das untere Schaubild zeigt, dass in Phasen schwacher Arbeitsmarktdaten von Minus 2% (grüne Linie) die Börse keinesfalls fällt sondern immer gestiegen ist! Genauso war es kurz nach der Finanzkrise von 2008, als es zu Massenentlassungen kam und die Börse dennoch von März 2009 bis Ende April 2011 innerhalb von gut zwei Jahren 100% zulegte. Der Grund für diese überdurchschnittliche Hausse waren starke Gewinnverbesserungen. Der augenblickliche Zuwachs am Arbeitsmarkt liegt am oberen Rand (schwarzer Pfeil) des seit 1984 (roter Pfeil) zu beobachtenden Abwärtstrends (rote Linie). Dies signalisiert jedoch kein Ende des derzeitigen Börsenaufschwungs.












Vergangene Woche erwähnte ich im Blog, dass mit dem November die stärkste Börsenphase im Jahresverlauf beginnt. Wer $10.000 im US-Aktienmarkt seit 1950 nur zwischen den sechs Monaten von Mai bis Oktober investierte, weist heute nur noch $9.000 auf; also ein Verlust von 10% in 62 Jahren. Wer sich dagegen auf den Zeitraum von November bis April konzentrierte, kommt auf einen eindrucksvollen Betrag von $619.000. Dies entspricht einem jährlichen Plus von 7% pro Jahr. Bis Ende April 2012 rechne ich diesmal bei einer ausgeprägten Volatilität mit einem Anstieg zwischen 6% - 8% ; im vergangenen Jahr von November 2010 bis April 2011 waren es dagegen beachtliche 15%. Die ungelösten politischen Engpässe bei der Entschuldungsdiskussion sind der Grund für meine geringeren Erwartungen. 

Im Bausektor kann bald die Talsohle erreicht werden. Zwar weisen Bauinvestitionen immer noch ein Minus gegenüber dem Vorjahr auf, jedoch ist diese Lücke seit den Tiefstständen vor zwei Jahren (roter Pfeil) deutlich geschrumpft (grüner Pfeil). Bauwerte sind seit Anfang Oktober teilweise über 30% gestiegen und bestätigen damit meine Hotline Empfehlungen.
Die Weltbevölkerung erreichte vor einer Woche die 7 Milliarden-Marke. Die Entwicklung seit rund 2.000 Jahren zeigt die obige Tabelle, wobei die Jahreszahlen teilweise etwas aufgerundet sind. Bis zum Jahre 1650 nach Christi Geburt entwickelte sich das Bevölkerungswachstum mit 0,06% pro Jahr nur äußerst langsam, was einer Verdoppelung in 1.156 Jahren entspricht. Danach kam es zu einer 8-fachen Beschleunigung bis 1930, was eine Verdoppelung alle 140 Jahre bedeutet. Von 1930 bis 1975 kam es zu einer Verdoppelung innerhalb von nur 45 Jahren. Damit erreichte die Wachstumsrate ihren Höhepunkt.




Die Bevölkerungsdichte konzentriert sich auf Asien - China (blauer Pfeil) und Indien (grüner Pfeil), sowie Japan und Korea - und Zentral-Europa (gelber Pfeil) neben der Nord-Ost-Küste Amerikas. Ein Großsteil Amerikas ist dagegen unterbevölkert.

Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung wird von über 2% in den 60-er Jahren (blauer Pfeil) bis 2050 deutlich abnehmen (grüner Pfeil). Dennoch wird die Bevölkerungzahl  bis auf 10 Milliarden steigen, bevor sie im zweiten Teil dieses Jahrhunderts wieder auf 7 Milliarden zurückkommt. Dies ist allerdings meine persönliche Schätzung.
Der FTASE Index repräsentiert die 20 größten und liquidesten Unternehmen der Athener Börse. Dieser Index ist seit seinem Höchststand vom Oktober 2007 (roter Pfeil) fast 90% (gruener Pfeil) gefallen. Ähnlich stark war der Einbruch vom Dow Jones Index während der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932. Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass die führenden Unternehmen von Griechenland die momentane Verschuldungskrise des Staates nicht überleben. Eine Verdoppelung innerhalb von drei Jahren würde mich nicht überraschen. Dies ist keine Anlage für nervöse oder nervenschwache Anleger, sondern eignet sich nur für risikobereite Investoren. Auch gibt es hierauf keinen Garantieschein!

Weitere Betrachtungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 13. November.

























Heiko Thieme