Sonntag, 18. Juli 2010

US-Verbraucher streikt



Nach der besten Börsenwoche seit einem Jahr war eine Konsolidierung in dieser Woche überfällig. Dies wurde bereits auf der Hotline zu Wochenbeginn von mir prognostiziert. Am Freitag kam es dann aufgrund enttäuschender Quartalsergebnisse im Bankensektor zu einem deutlichen Verkaufsdruck (siehe obige Tabelle), der zu einem Wochenminus führte. Lediglich der Dax weist seit Jahresbeginn noch ein leichtes Plus auf. Auch beim Gold und Öl kam es in dieser Woche zu Minuszahlen. Die allgemeine Euphorie habe ich hier nicht geteilt. Der Euro konnte sich dagegen weiterhin erholen und steht jetzt wieder am oberen Bereich seiner Kaufkraft. Der vor wenigen Wochen fast totgesagte Euro hat somit fast 10% von seinem diesjährigen Tiefststand zugelegt. Mein Euro-Optimismus wurde somit voll bestätigt. Ab $1,35 wäre dann allerdings der US-Dollar wieder attraktiv.



Der amerikanische Verbraucher zeigt deutliche Ermüdungserscheinungen. Die Einzelhandelsumsätze sind seit zwei Monaten (rosa Schattierung) rückläufig. Allerdings war das Juni-Resultat entscheidend von schwachen Autoumsätzen beeinträchtigt. Die Wirtschaftserholung stagniert etwas, nachdem der Einzelhandel zuvor sieben Monate (blaue Schattierung) expandiert hatte. Die Gefahr einer Rezession ist nach wie vor relativ gering. Immerhin liegen die Einzelhandelsumsätze noch fast 5% über dem Vorjahresniveau (roter Pfeil). Die bisherigen Wachstumsprognosen, müssen jedoch etwas zurückgenommen werden. Bereits zu Jahresbeginn sah ich die 3%-Marke als eine Hürde an, als viele Prognosen noch von einem deutlich höheren Wachstum ausgingen.



Der jüngste Einbruch bei der Verbraucherstimmung bestätigt schwächere Wachstumsraten. Der Rückgang im Juli bringt diesen Index wieder auf das Niveau vom Vorjahr (rote Linie) zurück. Der bisherige Hoechststand in diesem Jahr wurde im Juni gesehen und lag auf der Basis von Ende 2007 (blaue Linie). Die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit und Preisschw
äche im privaten Wohnungsbau sind die entscheidenden Belastungsfaktoren. Da in naher Zukunft hier kaum mit einer Verbesserung zu rechnen ist, wird die Verbraucherstimmung gedrückt bleiben. Diese Befürchtung hat am Freitag zum Verkaufsdruck auf dem Börsenparkett entscheidend beigetragen.



Inflation ist weiterhin kein Thema. Sowohl die Gesamtrate als auch die Kernrate, die volatile Energiekosten und Nahrungsmittelpreise au
ßen vorläßt, liegen mit jeweils rund einem Prozent deutlich unter dem akzeptablen Niveau der Notenbank. Somit werden die Leitzinsen in den nächsten 12 Monaten nicht anziehen, sondern niedrig bleiben. Die Renditen von langfristigen Staatsanleihen können trotz des bereits niedrigen Niveaus noch etwas weiter fallen. Dies macht den Aktienmarkt noch attraktiver, als er bereits ist: Zu Monatsbeginn sprach ich von Weihnachtskäufen im Juli und hatte erstmals in diesem Jahr 11 Dow Jones Titel auf meiner Empfehlungsliste. Wer die Hotline anhörte, konnte in wenigen Tagen über 10% verdienen. Allerdings musste man auch schnell Gewinne mitnehmen. Diese Volatilität wird sich in den Sommermonaten fortsetzen und auf der Hotline regelmäßig diskutiert.



Der nächste Blog ist in einer Woche geplant, allerdings bin ich erneut von einem Zugang zum Internet abhängig, was nicht unbedingt garantiert ist. Die Hotline wird jedoch in jedem Falle regelmäßig besprochen.

Heiko Thieme