Montag, 16. April 2012

Nervosität














Wall Street erlebte nicht nur die schwächste Börsen-Woche in diesem Jahr sondern gleichzeitig auch die schlechteste Zwei-Wochenphase seit November. Am Freitag kam es zu einem allgemeinen Verkaufsdruck, wobei der Silberpreis (roter Pfeil) am meisten nachgab und der Euro das geringste Minus aufwies (hellroter Pfeil). Den größten Wochenverlust verzeichnete der DAX (roter Pfeil), während das Gold als Sieger hervorging (grüner Pfeil). Der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) führt die bisherige Jahresliste an (grüner Pfeil); der Euro dagegen liegt nur knapp im Plus.


Der April ist normalerweise der beste Börsenmonat für den Dow Jones. Davon ist diesmal bisher wenig zu verspüren. Das vorläufige Monatsminus beträgt über zwei Prozent; nur vier der bisher 10 Börsentage im April endeten im Plus. Zwar kann das Minus noch aufgeholt werden, jedoch wird es kaum zu einem herausragenden April-Resultat reichen. Dennoch sollten Börsianer nicht unzufrieden sein. Seit Beginn dieser Hausse Anfang Oktober hatte der Dow Jones innerhalb von sechs Monaten fast 25% zugelegt, der S&P 29% und der NASDAQ 34%, während der DAX vom 12. September bis Mitte März sogar auf ein Plus von 41% kam. Eine Atempause bis hin zu einer Konsolidierung war somit überfällig und signalisiert keinesfalls das Ende dieses globalen Börsenaufschwungs. Auch eine Sommerpause sollte nicht überraschen, da zu viele wirtschaftliche und politische Probleme bisher ungelöst.sind, und das nicht nur in den USA. Selbst eine Korrektur von bis zu 12% schließe ich dabei nicht aus. Am Jahresende werden jedoch die Börsen-Indizes deutlich höher stehen als heute. Mit neuen Rekordhöhen rechne ich allerdings nach wie vor nicht in diesem Jahr.














Der Dow Jones Index liegt 17% (hellblauer Pfeil) unter seinem  inflationsbereinigten Rekordhoch von 1999 (roter Pfeil). Immer wenn der Dow Jones die rote Widerstandslinie erreicht bzw. überschritten hatte ( roter, orange und gelber Pfeil), war dies ein klares Verkaufssignal. Fiel der Index dagegen auf die grüne Unterstützungslinie (hellgrüner Pfeil 1932 und grüner Pfeil 1982), so erwies sich dies als eine ausgezeichnete Kaufgelegenheit. Sich allerdings nur auf diese wenigen  Signale zu konzentrieren, hätte viele Gewinnmöglichkeiten außer Acht gelassen. Momentan steht Selektivität im Vordergrund. Wer ewig Zuschauer bleibt, kann nie gewinnen.












Börsianer reagierten nervös, als die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung am Donnerstag deutlich anzogen (roter Pfeil).  Solche Ausschläge hat es jedoch in der Vergangenheit häufig gegeben, ohne dabei den längerfristigen Abwärtstrend zu beenden. Dennoch sind die jüngsten Daten ein Warnsignal, dass die deutlichen Verbesserungen am US-Arbeitsmarkt sich nicht in gleicher Weise fortsetzen werden. Dies wäre eine Belastung für die Wiederwahlchancen von Präsident Obama im November.














Der Inflationsdruck lässt wieder etwas nach. Die Verbraucherpreise fielen im März von knapp 3% auf 2,6% (roter Pfeil). Gleichzeitig zog die Kernrate ohne volatile Nahrungsmittelpreise und Energiekosten etwas an (blauer Pfeil) und liegt damit leicht über der von der Notenbank angestrebten 2%-Marke (grüne Linie). Die aktuelle Situation erfordert jedoch keine Zinsinitiative von den Währungshütern. 


Einzelhandelsumsätze waren im März erfreulich stark (grüner Pfeil) und setzten damit den Erholungstrend seit Jahresbeginn fort (grüne Schattierung). Dies stabilisierte auch die Trendlinie gegenüber dem Vorjahr (blauer Pfeil). Börsianer begrüßten diese Daten zu Wochenbeginn mit  Kursverbesserungen. Allerdings nahmen an dieser allgemeinen Erholung die beiden Technologiegiganten - Apple und Google - nicht teil. Sorgen über die Gewinnmargen waren hierfür der Grund. Während Google in zwei Tagen fast 7% einbüßte, verlor Apple innerhalb einer Woche sogar 10%, nachdem am vergangenen Dienstag die Marktkapitalisierung während der Börsensitzung kurzfristig über 600-Milliarden-Dollar gestiegen war. Apple ist damit die zweite Aktie der Welt, die über die 600-Milliarden-Grenze stieg. Zuvor war es Ende 1999 Microsoft, die auch nur kurzfristig diese Messlatte überschritten hatte. Danach fiel der Aktienkurs innerhalb eines Jahres um fast 65%. Auch heute, nach über 12 Jahren, notiert Microsoft  noch fast 50% unter seinem allzeitigen Hoechststand. Während die Marktkapitalisierung von Apple in nur fünf Börsentagen um 60 Milliarden Dollar schrumpfte (!), ist ein Kursverfall wie bei Microsoft vor über 12 Jahren nicht zu befürchten. Allerdings steht die Aktie auch nicht auf meiner Empfehlungsliste.


Weitere Analysen und Einschätzungen auf der Hotline. Vom 27. bis 29. April werde ich auf der Invest Stuttgart Vorträge halten und Interviews geben. Dies ist die größte Anlegermesse in Deutschland. Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 23. April.




























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Heiko Thieme