Samstag, 19. Oktober 2013

Grund zum Feiern?













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Das Interview fand am 16. Oktober an der NASDAQ statt.

Heiko Thieme: "Wir kriegen eine Weihnachtsrallye"

Der Chairman von American Heritage Management erwartet bis Weihnachten, dass die Börsen vier bis sieben Prozent steigen werden: "Beim Dax kann die Marke von 9.000 Punkten fallen, aber keine 10.000. Beim Dow Jones war das optimale Ziel die 16.000. Das ist eine Herausforderung, aber es ist möglich.

Heiko Thieme meint, dass es zurzeit keine Alternative zum Aktienmarkt gäbe: "Billig ist der Aktienmarkt nicht mehr, aber im Vergleich zum Rentenmarkt schon. Da ist er immer noch 10 bis 20 Prozent unterbewertet." Der US-Experte hat auch einen Blick auf den Twitter-Börsengang im November geworfen. Er rät allerdings zur Vorsicht: "Sofort am ersten Tag mit zehn, 15 oder 20 Prozent rausgehen. Und dann abwarten. Wenn es nicht klappt, sofort verkaufen. Das ist ein Gambling. Da wird hoch gepokert. Da kann man woanders mehr Geld verdienen." Trotzdem ist Thieme vom Tech-Sektor überzeugt: "Technologie muss man weitermachen. Der technologische Fortschritt wird unsere Lösung für die Zukunft sein. Damit können wir sehr viele Probleme lösen." Die von ihrem Hoch weit entfernte Apple-Aktie ist auch in Thiemes Portfolio: "Bitte die Apple-Aktie halten. Ab 550 Dollar Gewinne mitnehmen." Langfristig sieht der Experte auch Gold wieder steigen: "Das Gold wird meiner Meinung nach die Marke von 1.200 Dollar noch einmal testen. Also unter 1.300 Dollar würde ich kaufen. Gold ist auf Zwei-Jahressicht mehr wert. Also da werden wir die 1.400-Dollar-Marke wieder sehen." Welche Aktien Heiko Thieme zurzeit empfiehlt und welche Erwartungen er an das Jahr 2014 hat, verriet er im "Nasdaq Report" bei US-Chefkorrespondent Manuel Koch.
Redakteur: Torsten Hanft

Rückblick

Eine turbulente Börsenwoche endete mit neuen Höchstmarken sowohl an Wall Street als auch in Frankfurt. Rekordhöhen erzielten dabei neben dem bekannten Standard & Poor's 500 Index auch der Russel 3000 Index, der mit 3000 Unternehmen 98% der gesamten Martkapitalisierung aller notierten US-Werte reflektiert. Der Russel 1000, der die 1000 größten US-Unternehmen enthält, und der Russel 2000, der sich aus 2000 kleineren US-Unternehmen zusammensetzt, erzielten ebenfalls neue Höchststände. In Frankfurt glänzte der DAX mit einem neuen Rekordhoch.


Börsianer beklatschen damit nach einem 16-tägigen Regierungsstillstand den Kompromiss zwischen den oppositionellen Republikanern, die im Repraesentantenhaus die Mehrheit haben, und den im Senat dominierenden Demokraten.  Der drohende Staatsbankrott wurde hierdurch in letzter Minute verhindert. Obwohl es in dieser politischen Auseinandersetzung keine eigentlichen Gewinner gab, waren die Republikaner zweifelsfrei die Verlierer. Präsident Obama schnitt bei diesem Machtkampf relativ noch am besten ab, obwohl er seine Führungsrolle als Vermittler zwischen den Parteien kaum wahr nahm.

Am Freitag wurde der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) Tagessieger (grüner Pfeil) und behält auch weiterhin die Führung seit Jahresbeginn (grüner Pfeil). Der Verlierer mit einem kaum nennenswerten Minus war das Gold (roter Pfeil), nachdem es am Donnerstag noch beachtliche drei Prozent zugelegt hatte. Insgesamt waren Edelmetalle im Wochenverlauf sehr fest. Meine Kaufempfehlung vor einer Woche und auch im DAF-Interview am Mittwoch kam zeitgerecht. Den Wochenpokal erhielt diesmal das Platin mit einem beachtlichen Plus von 5% (grüner Pfeil), während das Öl unter Verkaufsdruck stand und Texas-Öl (WTI) dabei am schwächsten war (roter Pfeil). Silber liegt unverändert auf dem letzten Platz seit Jahresbeginn.

Der Euro stieg auf sein höchstes Niveau in fast zwei Jahren und bestätigt damit meine pro-Euro Strategie in diesem Jahr. Jetzt sind bestehende Positionen allerdings abzusichern.

Ausblick

Der 16-tägige Stillstand der US-Regierung kostet nach ersten Schätzungen rund $24 Milliarden, was zu Lasten der Bürger geht und das Wirtschaftswachstum im laufenden vierten Quartal spürbar einschränkt. Bei den Kongresswahlen im November nächsten Jahres dürfte sich dieses Fiasko für die Republikaner noch negativ auswirken, auch wenn die meisten Wahlbezirke der Republikaner aufgrund der Strukturreform in festen Händen liegen.

Das US-Wirtschaftswachstum wird im vierten Quartal die 2%-Marke nicht überschreiten. Der Stillstand der Regierung in der ersten Oktoberhälfte hat dies vereitelt. Die Unternehmensgewinne vom 3. Quartal werden im Durchschnitt zwar weitere Verbesserungen aufweisen, die sich jedoch allgemein im unteren einstelligen Bereich bewegen. Berücksichtigt man die Rückkäufe von Aktien, so sind diese Gewinnverbesserung oft eher 'getrickst' als real. 

Das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) vom S&P 500 Index, der rund 80% der Marktkapitalisierung aller notierten US-Werte widerspiegelt, liegt ueber 19 und damit rund 25% über seinem langjährigen Durchschnitt und ist somit keinesfalls mehr 'billig'. Im Vergleich zu den historisch niedrigen Zinsen ist das Index-Potenzial jedoch noch nicht voll ausgeschöpftAuch wenn wegen der fortdauernden politischen Verunsicherung kein eigentlicher Grund zum Feiern besteht, ist Beifall an der Börse erlaubt, was neue Höchststände bedeutet.













Vertrauen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und auch ein nützlicher Börsenindikator. Als Amerika 2008 und 2009 mit der schwersten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932 konfrontiert wurde, fiel das Verbraucher-Barometer (blaue Linie) Ende 2008 auf einen Tiefstand (roter Pfeil). Als das Vertrauensbarometer sich deutlich verbesserte (grüne Schattierung), begann im März 2009 eine neue Börsenhausse.

Der politische Machtkampf zwischen den Demokraten und Republikanern führte im Sommer 2011 in wenigen Wochen zu einem Vertrauenseinbruch (rote Schattierung) und löste einen enormen Verkaufsdruck an Wall Street aus. In relativ kurzer Zeit von nur wenigen Wochen kam es zu Indexverlusten von rund 20%, was eine Baisse bedeutete. 

Als sich die Politiker in Washington in der staatlichen Verschuldungshöhe zumindest temporär einigten, fing das Vertauensbarometer an, sich wieder von seinem starken Rückgang zu erholen (lila Pfeil). Nur wenige Tage später begann Anfang Oktober 2011 ein erneuter Börsenaufschwung. Im Sommer erreichte das Vertrauensbarometer seinen höchsten Stand in über fünf Jahren (grüner Pfeil), was an der Börse mit neuen Höchstmarken honoriert wurde.

Erneute Machtkämpfe im Kongress bis hin zum Staatsstillstand im Oktober setzten den Vertrauensindex erneut unter starken Druck (rotes Fragezeichen). Allerdings gab es an der Börse bisher keinen Verkaufsdruck sondern fast täglich neue Höchstmarken. Verbessert sich der Vertrauensindex in den kommenden Tagen wieder deutlich, so ist die Börsen-Hausse nicht gefährdet. Politiker tragen hierbei eine entscheidende Verantwortung. 

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Mein nächster Blog erscheint in der letzten Oktober-Woche.















Details zur Skizze unter:
http://www.sebthieme.com

Heiko Thieme