Montag, 21. Juni 2010

Gold auf Rekordhoch



Der Hexentanz - am Freitag verfielen vier Zeitkontrakte - machte Börsianer nicht nervös. Der Erholungstrend der Vorwoche setzte sich in eindrucksvoller Form fort. Das Plus von 6,5% innerhalb zwei Wochen unterstützt meine Prognose, dass die Ende April begonnene Korrektur zu Ende ist. Gleichzeitig steht Wall Street wieder, wenn auch nur geringfügig, im Plus seit Jahresbeginn. Allerdings gibt es einen Schönheitsfehler, den das folgende Schaubild zeigt. Die Erholung seit dem 8. Juni (blauer Pfeil) fand bei relativ geringen Umsätzen (rotes Fragezeichen) statt. Normalerweise wird ein neuer Aufwärtstrend mit starkem Volumen begleitet. Positiv ist allerdings, dass die 200-Tageslinie nach oben durchbrochen wurde.

Der heutige Sommeranfang wird an den Börsen mit weiteren Kursavancen begrüßt. Es ist allerdings nicht das Wetter, das Börsianer beklatschen, sondern die in China am Wochenende verkündete Aufwertung seiner Währung. Dies wird sich jedoch nicht sprunghaft sondern, wie bereits in der Vergangenheit, nur allmählich vollziehen, um das Wirtschaftswachstum in China nicht zu gefährden.




Gold machte mit einem neuen Rekordhoch am Freitag Schlagzeilen. Mit einem Plus von fast 15% seit Jahresbeginn führt das gelbe Metall die obige Tabelle an. Die Goldhausse startete 2001, als der Goldpreis auf fast $250 pro Feinunze gefallen war. Damit endete eine über 20-jährige Baisse im Edelmetallsektor. Inzwischen dauert die Goldhausse neuneinhalb Jahre und weist einen Anstieg von über 400% auf, ohne ein baldiges Ende erkennen zu lassen. Meine letzte Kaufempfehlung im Gold gab ich vor zwei Jahren, als der Goldpreis unter die $800 Marke fiel. Meine derzeitige Zurückhaltung, die ich weiterhin aufrecht erhalte, basiert auf der Erwartung einer Korrektur bis hinunter auf die $1.000 Marke (blaue Linie). Allerdings deutet die aktuelle Situation eher auf eine Fortsetzung dieser Rallye, wie der Trendkanal im Schaubild zeigt. Also bleibe ich zur Zeit ein etwas frustrierter Zuschauer beim Gold.

Der bisherige Verlierer in diesem Jahr ist der Euro, der 14% gegenüber dem US-Dollar einbüßte. Mit $1,24 liegt der Euro allerdings wieder im Bereich seiner Kaufkraftbasis von $1,20 - $1,30.



Der private Bausektor enttäuschte. Nachdem Steuervorteile im April ausgelaufen waren, fielen Baubeginne im Mai mit 10% deutlich mehr als erwartet. Bei Einfamilienhäusern machte der Rückgang sogar über 17% aus. Im April hatte es hier noch einen Anstieg von fast 6% gegeben. Anders sah es jedoch bei Mehrfamilienhäusern aus. Nach einem Rückgang von 5% im April, kam es hier zu einem beachtlichen Anstieg von 33% im Mai. Allerdings ist dieses Segment deutlich kleiner als der Einfamilienhäusermarkt.

Die nächsten Monate müssen zeigen, ob der schwache Mai lediglich ein Ausrutscher war, wie es bereits zweimal (rote Pfeile) in dieser Erholungsphase (blaue Schattierung) der Fall war. Die Baisse im privaten Wohnungsbau (rosa Schattierung) liegt hinter uns; Monate mit weniger als 500.000 Baubeginnen, wie im Januar und April 2009, wird es in absehbarer Zeit kaum wieder geben.



Die Langfristanalyse zeigt, daß sich der Bausektor in einer ungewöhnlich tiefen Baisse befindet. Noch nie waren Baubeginne in den vergangenen 50 Jahren so tief wie jetzt (blauer Kreis) gefallen. Wichtig ist auch, dass der Höhepunkt der Bauphase in diesem Jahrzehnt (grüne Linie) unter dem Rekordhoch (rote Linie) zu Beginn der siebziger Jahre lag. Normalerweise endete die Baisse im Bausektor bei rund 800.000 Baubeginnen. Diesmal fiel das Niveau sogar unter die 500.000 Marke. Spätestens in den kommenden zwei bis drei Jahren wird der Bausektor wieder die untere Bandbreite von 800.000 Baubeginnen (blaue Linie) überschreiten. Die zwei Millionen Marke kann noch innerhalb dieses Jahrzehnt wieder erreicht werden. Bauaktien haben daher ein enormes Potential. Allerdings bleiben sie vorerst sehr volatil und sind primär für nervenstarke Investoren geeignet.




Das Inflationsthema kann weiterhin ignoriert werden. Seit Jahresbeginn ist die Kernrate ohne Energiekosten und Nahrungsmittelpreise ständig gefallen (roter Pfeil) und liegt jetzt bei ein Prozent. Auch die Gesamtrate wirft bei derzeitig zwei Prozent (blauer Pfeil) keine Fragezeichen auf. Die Gefahr einer Deflation (grüner Pfeil) - negative Preisentwicklung - ist ebenfalls nicht gegeben. Ein Preisanstieg über die fünf Prozentmarke wie vor zwei Jahren (violetter Pfeil), als der Ölpreis auf fast $150 pro Barrel eskalierte, ist ebenfalls auszuschließen. Daher kann die US-Notenbank die Leitzinsen weiterhin niedrig halten.



Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 28. Juni.


Heiko Thieme