Samstag, 5. Juni 2010

Schwacher Arbeitsmarkt



Die amerikanische Wirtschaft wächst langsamer als erhofft. Die 3%-Marke wird eine kaum zu nehmende Hürde bleiben. In Europa ist es die 2%-Marke, die in diesem Jahr nicht überschritten wird. Dennoch ist es unumstritten, dass die globale Wirtschaftserholung bereits Mitte vergangenen Jahres begann.




Im Mai wurden weitaus weniger Arbeitsplätze im privaten Sektor in den USA geschaffen, als allgemein erwartet wurde. Zwar betrug die Zahl der neuen Stellen (blauer Pfeil) insgesamt 430.000, jedoch entfielen davon 411.000 - also über 90% - auf temporäre staatliche Beschäftigungen aufgrund der neuen nationalen Umfrage, die im Sommer zu Ende geht. Lediglich 41.000 Arbeitsplätze wurden im privaten Sektor geschaffen. Im April waren es noch 290.000 und im März mit 208.000 rund 22.000 weniger als ursprünglich geschätzt wurde. Der Einknick im Mai zerstört die Hoffnung auf eine zügige Wirtschaftserholung. Amerika muss allein über 100.000 Arbeitsplätze im Monat schaffen, um nur die Zahl der neuen Arbeitssuchenden absorbieren zu können und damit einen Anstieg in der Arbeitslosenrate zu vermeiden.

Der Einbruch am Arbeitsmarkt (rosa Markierung) dauerte rund zwei Jahre von Anfang 2008 bis Ende 2009. Der Tiefstpunkt (roter Pfeil) wurde im Januar 2009 erreicht, als 750.000 Stellen verloren gingen. Seit Anfang 2010 sind jeden Monat (hellblaue Markierung) neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Auf Jahresbasis ist der Nullpunkt (rote Linie) fast wieder erreicht.




Die amerikanische Industrie hat sich von ihrer Talsohle (rosa Markierung) seit fast einem Jahr deutlich erholt. Der Tiefstpunkt wurde vor 12 Monaten erreicht. Aufträge (blauer Pfeil) und der Versand (grüner Pfeil) weisen gegenüber dem Vorjahr deutliche Verbesserungen von 13% bis 16% auf. Dies hat auch auf dem Arbeitsmarkt zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen - allein 29.000 im Mai - geführt.



Renditen von langfristigen Staatsanleihen sind auch in der Schweiz seit fast zwei Jahren niedriger als Dividenden-Renditen am Aktienmarkt (grüne Pfeile). Dies spricht für Aktien und gegen Staatsanleihen. Zur Jahrtausendwende war es genau umgekehrt (rote Pfeile), als die Aktien-Renditen nur etwa halb so hoch waren wie heute und Renditen von Staatsanleihen mehr als doppelt so hoch wie heute waren. Vor 10 Jahren musste man daher Anleihen den Aktien vorziehen.



Der starke Verkaufsdruck am Freitag (siehe Tabelle zu Beginn dieses Blogs) an Wall Street hat auch zu einem allgemeinen Wochenverlust geführt, wobei der Dax in Deutschland mit nur geringen Minuszahlen noch relativ gut abschloss. Die erste Korrektur seit den Tiefstständen (roter Pfeil) von Anfang März 2009 macht jetzt beim Dow Jones fast 11,5% aus. Das Restrisiko ist relativ gering. Die 9.500-Marke bleibt meine Unterstützungslinie. Beim Dax ist es das 5.500-Niveau. Solange sich die 50- und 200-Tageslinie (blaues Fragezeichen) nicht überschneiden ist der Aufwärtstrend ungebrochen. Die kommenden Tage werden für viele Börsianer eine Schwitzpartie bedeuten. Wenige werden den Mut haben, jetzt zu kaufen. Meine Empfehlungsliste ist in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Dies wird auf der Hotline diskutiert. Aktien, die mindestens 20% unter ihren Höchstständen vom April liegen, sind attraktiv. Dazu gehören beim Dax aktuell: Deutsche Bank, Commerzbank, Infineon und Lufthansa; beim Dow Jones sind es: Verizon, AT&T, Pfizer, Exxon Mobil und Alcoa. Seit dieser Woche sind auch fünf Energietitel auf meiner Kaufliste. Wichtig ist, dass Positionen in drei Tranchen aufgebaut werden. Dies diskutiere ich auf der Hotline im Detail.

Der Ölpreis wird erneut die $65-Marke testen und eventuell noch weiter fallen. Der Goldpreisanstieg überzeugt mich nach wie vor nicht, obwohl es die einzige Anlage in der obigen Tabelle mit einem positiven Resultat seit Jahresbeginn ist (blaue Markierung). Der Euro wurde am Freitag in New York unterhalb der Bandbreite von $1,20 - $1,30 gehandelt. Die $1,15 Marke ist die nächste Unterstützungslinie. Ein weiteres Absacken auf $1,10 halte ich für unrealistisch, kann es aber nicht ausschließen. Je weiter der Euro unter die Marke von $1,20 fällt, umso attraktiver ist der Euro! Emotionen stehen zur Zeit beim Euro im Vordergrund.

Die zweite Juniwoche sollte an den Aktienmärkten besser als der negative Monatsbeginn ausfallen.



Ab Freitag wird Südafrika im Blickpunkt des allgemeinen Interesses stehen. König Fußball wird die kommenden vier Wochen dominieren. Die 19. Fußball-Weltmeisterschaft wird auch ein Prüfstein für den afrikanischen Kontinent sein. Die Chancen für Südafrika, den Titel zu gewinnen, sind allerdings denkbar gering. Von den vier Mannschaften - Argentinien, Brasilien, Deutschland und Italien - war jeweils mindestens immer eine im Endspiel vertreten.


Heiko Thieme