Sonntag, 21. November 2010

Kontrastprogramm



Die dritte Novemberwoche lieferte ein Kontrastprogramm und war weitaus volatiler als das Endresultat, das an Wall Street kaum Veränderungen brachte. Nervosität aufgrund potenzieller dreistelliger Milliardenverluste bei irischen Banken setzte nicht nur in Europa die Börsenwelt bis Wochenmitte unter Verkaufsdruck. Der Dow Jones unterschritt dabei kurzfristig die 11.000-Marke. Dies war eine Warnung, dass die globale Finanzkrise noch nicht überwunden ist. Für Optimismus sorgte dann im zweiten Wochenabschnitt General Motors mit seiner erfolgreichen Rückkehr an die Börse. Wie Phönix aus der Asche stieg der bereits deutlich erhöhte Emissionkurs am ersten Handelstag teilweise bis zu neun Prozent in die Höhe, bevor eine gewisse Beruhigung einsetzte. Die größte amerikanische Aktienemission wurde somit erfolgreich platziert. Dies ist ein Beweis dafür, dass staatliche Interventionen mitunter durchaus Sinn machen.

Während der Goldpreis weiterhin konsolidierte, setzte bei Silber bereits wieder eine Erholung ein
, nachdem der Preis zuvor innerhalb einer Woche um 13% gefallen war. Der Verkaufsdruck beim Öl setzte sich fort;. die $90 Marke pro Barrel wird in diesem Jahr kaum wieder erreicht werden. Volatilität wird den Edelmetallsektor und auch das Öl in den kommenden Monaten weiter begleiten. Der Euro konnte am Wochenschluss den massiven Verkaufsdruck etwas mildern. Eine rapide Erholung ist allerdings kaum zu erwarten.




Ein Rückblick auf die vergangenen 12 Monate zeigt, dass die 10.000 Marke beim Dow Jones immer ein gutes Einstiegsniveau bot. Dies wurde auch auf meiner Hotline und in diesem Blog empfohlen. Zur Gewinnmitnahme riet ich im Frühjahr, als der Dow Jones 11.000 Punkte überschritt. Danach kam es bis Jahresmitte zur ersten Korrektur seit Beginn dieser Hausse von März 2009. Wer meiner Aufforderung zu Weihnachtskäufen im Juli folgte, kann die Gewinne weiter laufen lassen, da wir uns in der stärksten Börsenphase des Jahresverlaufs befinden.




Dax, Dow Jones und NASDAQ haben sich in diesem Jahr parallel zueinander entwickelt, wobei der Dax und der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) fast gleichauf liegen (grüner Kreis). Berücksichtigt man Dividendenzahlungen und den Währungsgewinn, so zieht der Dow Jones dem Dax gleich. Der japanische Nikkei ist der diesjährige Verlierer (roter Kreis), obwohl es auch hier seit Anfang September zu einer Rallye kam, ohne das Potenzial dabei auszuschöpfen. Die Hausse wird sich bei allen vier Indices auch im nächsten Jahr fortsetzen. Beim Dax ist sogar ein neuer Höchststand möglich. Dies wird beim Dow Jones dagegen frühestens 2012 der Fall sein.



Inflationswarnungen sind weiterhin unangebracht. Verbraucherpreise liegen nur knapp über der ein Prozent-Marke. Die US-Notenbank peilt dagegen eine Inflationsrate von zwei Prozent (grüne Linie) an. Die Kernrate, ohne volatile Nahrungsmittelpreise und Energiekosten, liegt sogar deutlich unter ein Prozent. Trotz niedriger Inflation besteht keine Deflationsgefahr. Seit Mitte vergangenen Jahres hat sich das Preisniveau von minus zwei Prozent (roter Pfeil) inzwischen wieder erholt.




Die Kapazitätsauslastung stagniert seit vier Monaten (grüner Kreis) um die 75%-Marke. Mit Beginn der Rezession kam die Auslastungsrate ab Ende 2007 deutlich unter Druck (roter Pfeil). Die anschließende Erholung (blauer Pfeil) verlief dagegen bisher relativ moderat. Bei niedriger Kapazitätsauslastung sind Preiserhöhungen nur schwer durchsetzbar. Dies ist ein Grund für weiterhin niedrige Inflationsraten auch im nächsten Jahr.




Im privaten Bausektor ist die Bodenbildung (gelbe Markierung) immer noch nicht abgeschlossen. Obwohl Hypothekenzinsen auf ein Tiefstpunkt gefallen sind, bleibt das Bauinteresse bisher aus. Der Überhang an Häusern und Wohnungen muss erst noch weiter angebaut werden. Meine Kaufempfehlung im Bausektor - KB Home (KBH) - bleibt jedoch bestehen, auch wenn hierzu Geduld notwendig ist (siehe Blog vom 12. November).

Diese Woche ist primär vom Erntedankfest (Thanksgiving), das jeweils am vierten Donnerstag im November stattfindet, geprägt und der Familie gewidmet. Der Mittwoch gilt als der wichtigste Reisetag im Jahr. Viele Börsianer werden bereits frühzeitig das Buero verlassen, um rechtzeitig bei der Familie zu sein. Am Donnerstag sind die Börsen geschlossen. Das gemeinsame Truthahnessen bildet den Höhepunkt der Woche. Am Freitag ist die Börse nur einen halben Tag geöffnet. Fuer den Einzelhandel beginnt mit diesem Freitag die Weihnachtssaison. Kaufhäuser sind bereits ab 3 Uhr morgens (!) geöffnet. Es ist der wichtigste Einkaufstag im Jahr (black Friday).

Weitere Einschätzungen und spezifische Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint in einer Woche am Montag, den 29. November.



Heiko Thieme

Politik der US-Notenbank auf YouTube in englisch kommuniziert. Zum Schmunzeln und auch zum Nachdenken geeignet.