Montag, 8. August 2011

Blutbad












Anfang August wurde zu einem wahren Blutbad für die Aktienmärkte und signalisiert damit das Ende der internationalen Boersen-Hausse, die im Maerz 2009 begann und im Nachhinein bis April/Mai 2011 dauerte. Einen so starken prozentualen Wochen-Einbruch hatte es zuletzt im November 2008 gegeben, nachdem Lehman Brothers, die viertgrößte Investmentbank Amerikas, Pleite ging. Alle fuehrenden Boersen haben ihre bisherigen Jahresgewinne nicht nur vollkommen abgegeben sondern liegen teilweise bereits deutlich im Minus - der DAX verliert fast 10% (roter Pfeil) und liegt bereits 17% unter dem Höchststand von Anfang Mai. Selbst etwas besser als erwartete Arbeitsmarktdaten in den USA vermochten Anleger am Freitag nicht zu beruhigen. Die Marktkapitalisierung der Weltbörsen schrumpfte um rund 3,5 Billionen Dollar; davon in den USA allein über eine Billion Dollar! Einen so großen Wochenverlust hat es in der Börsengeschichte selten gegeben. Ginge es im gleichen Tempo weiter, würden alle Aktienmärkte im Oktober wertlos sein, was unmöglich ist.

Die Panikverkäufe beruhten teilweise auf der Enttäuschung über den schwachen Kompromiss, den der US-Kongress in der Erhöhung der staatlichen Verschuldungsgrenze nach mehrmonatigem Taktieren in letzter Minute erzielte. In Europa sind es die fehlenden Details und der Zweifel an dem Sanierungspaket für die hoch verschuldeten Länder wie Griechenland, Portugal, Irland, sowie nunmehr auch Spanien und Italien. Zu viele Fragen bleiben offen. Politiker haben allgemein zu langsam und unentschlossen gehandelt. Damit haben sich die Finanzkrisen In den USA und Europa deutlich verschärft.

Im Wochenverlauf konnte sich lediglich das Gold im Plus halten (grüner Pfeil), während die deutsche Börse gemessen am DAX nicht nur den größten Wochenverlust mit einem Minus von knapp 13% erlitt (roter Pfeil), sondern auch den Verlierer seit Jahresbeginn (roter Pfeil) darstellt. Silber bleibt der Jahressieger (grüner Pfeil), obwohl es im Wochenverlauf ebenfalls unter Verkaufsdruck geriet. Beim Öl fällt die deutlich unterschiedliche Preis-Entwicklung zwischen Texas-Öl (WTI) und Nordsee-Öl (Brent) auf. Seit Jahresbeginn divergieren die Preise um mehr als 20%. Während Texas-Öl mehr den inneramerikanischen Markt widerspiegelt und hier seit Jahresbeginn rund 5% verloren hat, ist Nordsee-Öl, das den Weltmarkt darstellt, über 15% gestiegen. Schwächt sich das Weltwirtschaftswachstum in den nächsten Monaten weiterhin ab, werden beide Öl-Notierungen weiter fallen.

Die Rating-Agentur Standard & Poor's reduzierte die Kreditwürdigkeit der USA von  AAA auf AA+ am Freitag nach Börsenschluss. Seit 94 Jahren wiesen amerikanische Staatstitel die höchste Bonität auf und waren bisher der 'goldene Standard'. In meinem Blog vom 30. Juli kritisierte ich diese hohe Einstufung aufgrund der enormen Staatsverschuldung und mangelnden politischen Einigung bei der Verschuldungshöhe. Die Herabstufung ist richtig, auch wenn sie dem amerikanischen Staat und seinen Bürgern teurer zu stehen kommen wird. Anfänglich wird sich das Zinsniveau zwar kaum erhöhen, jedoch langfristig stellt es eine echte Belastung dar. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hätte keiner geglaubt, daß Deutschland jemals eine höhere Bonität haben würde als Amerika. Aber 66 Jahre später ist es Realität!




Mehrfach hatte ich sowohl auf der Hotline als auch im Fernsehen vor Problemen im August und September gewarnt. Allerdings ging ich nicht von einem so starken Verkaufsdruck wie jetzt im August aus. Die politische Unentschlossenheit hatte ich unterschätzt. Der Dow Jones Index hat seine grüne Unterstützungslinie Anfang August unterschritten (roter Pfeil). Seit Beginn dieser Hausse im März 2009 (blauer  Pfeil) ist es bisher zweimal zu einer Korrektur von über 10% gekommen. Im vergangenen Jahr begann die Korrektur Ende April und dauerte bis Anfang Juli (schwarzer Pfeil), wobei das Minus 13% erreichte. In diesem Jahr wurde der bisherige Jahreshöchststand ebenfalls Ende April erreicht. Seitdem (lila Pfeil) ist es zu einem Verlust von knapp 11% gekommen. Der  Verkaufsdruck ist aber noch nicht beendet und kann Wall Street in den nächsten Wochen in eine Baisse zwingen. Dazu müsste der Dow Jones die 10.250 Marke (rote Linie) unterschreiten. Das Risiko hierfür liegt inzwischen bei rund 50%. Vor wenigen Tagen hätte ich dies noch verneint. Um die Schaubilder zu vergrößern, einmal diese kurz anklicken. und dann auf 'Orginalgröße' klicken

Der DAX und Dow Jones weisen seit Beginn dieser Hausse im März 2009 eine relativ ähnliche Entwicklung auf (schwarzer Pfeil). Nach dem jüngsten Verkaufsdruck schrumpfte das Plus beim Dow Jones von 96%  Ende April jetzt auf 75%; beim DAX liegt es bei +70%, nachdem es Anfang Mai noch bei einem Plus von 105% lag. Der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) hatte sich noch besser entwickelt und stieg bis April um 126% und ist jetzt auf ein Plus von 100% zurückgefallen (blauer Pfeil). Der japanische Nikkei schneidet deutlich schwächer ab und liegt bei einem Plus von 30% (roter Pfeil) und hatte in der Spitze ein Plus von kaum mehr als 50% erreicht. Der Dow Jones und DAX haben ihre Höchststände in dieser Hausse wahrscheinlich somit Ende April gesehen. Von der Dauer her entspricht es fast auf den Tag genau dem Durchschnitt aller 35 Haussen seit 1900. Der Anstieg von 96% beim Dow Jones liegt dabei sogar 10% ueber der Norm. Der momentane Verkaufsdruck offeriert bereits bei einigen Titeln im  Dow Jones Einstiegschancen, wo die Kursverluste 30% erreicht bzw. sogar überschritten haben. Meine Hotline diskutiert dieses Thema.



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Der Weltindex, der fast alle Börsenwerte der Industrienationen und 'Schwellenländer' umfasst, war von September 2008 bis März 2009 um 60% gefallen (schwarzer Pfeil). Dies war der größte Rückgang in über 70 Jahren! Seitdem kam es zu einer Erholung von 107% bis Anfang Mai diesen Jahres (grüner Pfeil). Die Korrektur im vergangenen Jahr von Mitte April bis Anfang Juli betrug 16% (blauer Pfeil). Anfang Mai diesen Jahres (grauer Pfeil) begann die zweite Verkaufswelle dieser globalen Hausse und weist bisher ein Minus von 14% auf (hellblauer Pfeil). Kommt es zu einer globalen Baisse, was jetzt wahrscheinlich ist, so könnte dieser Index auf das Niveau vom Juli vergangenen Jahres (gelbe Linie) zurückfallen. Dies würde ein Minus von 25% bedeuten. Ein solche negative Entwicklung hatte ich noch vor wenigen Tagen ausgeschlossen. Die Politik hat leider vollkommen versagt. Die mehrheitlich guten Unternehmensgewinne und noch relativ moderate Bewertungsbais deuten darauf hin, dass die Tiefststaende bereits in diesem Quartal erreicht werden. Daher sind August und September diesmal klare Kaufmonate! Allerdings verlangt dies Mut und Nerven, die nur Wenige haben werden.



Im Gold-Sektor  ist die Aktie von Freeport-McMoRan (FCX) seit Jahresbeginn (roter Kreis) um 20% gefallen (blauer Pfeil), ohne jedoch den Aufwärtstrend (grüne Linie) zu unterschreiten. Die Dividendenrendite von über 4% und gute Gewinnaussichten begründen  meine Kaufempfehlung.




Die jüngsten Arbeitsmarktdaten für Juli waren allgemein etwas besser als erwartet. Allerdings reicht der monatliche Anstieg von 117.000 neuen Arbeitsplätzen nicht aus, um die Arbeitslosenrate nachhaltig zu reduzieren. Hierzu wären rund 250.000 neue Arbeitsplätze pro Monat notwendig, was auf Sicht kaum realistisch ist. Dazu wächst die amerikanische Wirtschaft momentan nicht stark genug.

Ein Vergleich mit früheren Erholungsphasen von 1954 bis 2000 ( blaue Linie und blauer Pfeil) zeigt, dass neue Arbeitsplätze diesmal (rote Linie und roter Pfeil) deutlich unter der damaligen Entwicklung liegen. Lediglich bei einem Vergleich mit der Erholung von 2001 bis 2006 (hellgrüner Pfeil nebst Linie) schneidet die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt etwas besser ab.Seit dem Ende der Rezession (gelber Pfeil) vor über zwei Jahren ist es bisher nur geringfügig zu Netto-Einstellungen gekommen. Die prozentuale Null-Linie ist durch den schwarzen Pfeil markiert. Das Weiße Haus kann mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im November nächsten Jahres mit der schleppenden Arbeitsmarktsituation nicht zufrieden sein.



Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 15. August.










Heiko Thieme