Montag, 14. November 2011

Licht am Ende des Tunnels














Meine aktuelle Einschätzung zu den Märkten diskutierte ich am Mittwoch mit Manuel Koch (DAF) direkt vom New Yorker Börsenparkett. Zum Anschauen und Hören einfach die nächste Zeile anklicken.

Die politische Krise in Europa belastete die erste Wochenhälfte an den Weltbörsen, bevor es dann zu einer Beruhigung und positiven Wochenbilanz kam, als Lösungsversuche  in Griechenland und Italien zu erkennen waren. In beiden Ländern weist die jüngste Entwicklung eine deutsche Handschrift auf. Damit ist das Licht am Ende des politischen Tunnels erkennbar. Allerdings wird es noch Monate dauern, um diese Krise tatsächlich erfolgreich zu überwinden. Die Börse lebt momentan primär von Hoffnung und bleibt damit  labil. und anfällig. Die neuen Regierungen in Italien und Griechenland  müssen schnellstmöglich Lösungsvorschläge  zur Entschuldung der Staatshaushalte vorlegen. Der DAX wurde zwar Tagessieger am Freitag (grüner Pfeil), aber liegt weiterhin seit Jahresbeginn hinten (roter Pfeil) und das Gold dagegen weit vorne (grüner Pfeil). Texas Öl (WTI) ging als Wochensieger (grüner Pfeil) hervor, während der Euro unter Druck stand (roter Pfeil). Seit der ersten Oktoberwoche ist der Preis für Texas Öl über 35% gestiegen. In Anbetracht der sich abschwächenden Weltwirtschaft halte ich dies für eine Übertreibung und rate zur Vorsicht.



Die politisch induzierte globale Baisse hat ihren Tiefstand seit Anfang Oktober überwunden. Innerhalb von fünf Monaten - von Mai (grüner Pfeil) bis Oktober - fiel der Dow Jones zwar"nur" um 17% und erfüllt damit nicht die offizielle Definition einer Baisse, was einen Index-Rückgang von mindestens 20% voraussetzt. aber der Russel 3000 Index, der 98% aller notierten amerikanischen Werte umfasst, verlor im gleichen Zeitraum 21%. Der DAX kam sogar auf ein Minus von 33% und erreichte seinen Tiefstand bereits am 12. September. Insgesamt war dies eine relativ kurze Baisse. Den größten Einbruch beim Dow Jones gab es innerhalb von knapp drei Wochen, vom 22. Juli bis zum 10. August (schwarzer Pfeil) mit einem Minus von 16%. Die Unterstützung liegt zwischen 11.400 und 11.600 (grüne Markierung) und der Widerstand zwischen 12.400 und 12.800 (gelbe Markierung). Am Jahresende rechne ich damit, dass der Dow Jones sich innerhalb dieser Widerstandszone bewegt.


Die Verbraucherstimmung hat sich vom Tiefstand im August (blauer Pfeil) wieder deutlich erholt (grüner Pfeil). Allerdings ist diese monatliche Umfrage der Universität Michigan deutlich vom Hoechststand zu Jahresbeginn (roter Pfeil) entfernt. Dennoch ist es eine weitaus bessere Ausgangsbasis für das in knapp zwei Wochen beginnende Weihnachtsgeschäft als noch vor drei Monaten (grüne Linie). Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel die wichtigste Verkaufssaison im Jahr.

















Die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen bewegt um die 2%-Marke (hellblauer Pfeil und rote Linie). Dies ist eine der niedrigsten Renditen für diese Laufzeit in der US-Geschichte. Die Zinsen für Tagesgelder (Fed Funds Rate) werden laut US-Notenbank bis Mitte 2013 nahe am Nullpunkt (lila Pfeil) bleiben, um eine Rezession zu vermeiden. Amerikanische Staatstitel sind bei diesen niedrigen Zinssätzen uninteressant. Vor vier Jahren lagen die Zinsen für Tagesgelder knapp unter 5% und Renditen für 10-jährige Staatsanleihen bei 4,5% (grüner Pfeil).
















Bis zur Lehmann-Krise im September 2008 waren die Renditen von  Anleihen im Euro-Raum fast identisch. Danach begann eine allmähliche Differenzierung, die vor zwei Jahren deutliche Unterschiede aufwies (lila Viereck). Seitdem sind die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen teilweise explodiert. Griechische Anleihen liegen 32,5% über deutschen Anleihen (hellblauer Pfeil). Einen solchen Rendite-Unterschied hat es zuvor nie gegeben! Portugiesische Anleihen liegen 12% (brauner Pfeil) über deutsche Titel; bei irischen Anleihen sind es 7% (grüner Pfeil);  bei spanischen und italienischen Anleihen dagegen um 5% (roter Pfeil). Die italienischen Staatsschulden sind mit fast 2 Billionen Euro mehr als die Staatsschulden von Portugal, Irland, Griechenland und Spanien zusammen! Deshalb darf es auf keinen Fall bei Italien zu einem finanziellen Engpass kommen. Die Finanzkrise Europas hat einen Höhepunkt erreicht, was zu praktikablen Lösungen zwingt. Europas Politiker sind echt gefordert.


Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog folgt am Montag, den 21. November.

































Heiko Thieme