Samstag, 9. April 2011

US-Insolvenz vermieden



Dies war spannender als ein Krimi. Der amerikanische Kongress hat die drohende Insolvenz der US-Regierung nur wenige Minuten vor Ablauf der Frist am Freitag kurz vor Mitternacht vermieden. Details müssen noch in der kommenden Woche ausgearbeitet werden. Den hart erkämpften Kompromiss zwischen Demokraten und Republikanern wird Wall Street am Montag mit etwas Beifall begrüßen. Am Freitag (rote Schattierung) gingen Börsianer leicht nervös ins Wochenende. Die ersten Quartalsergebnisse werden den Wochenverlauf prägen.

Rohstoffe waren die klaren Tages- und Wochensieger. Beim Öl wurde die $110 - Hürde problemlos genommen. Ein rationelles Ende der Preisspirale ist hier kaum zu erkennen. Noch spektakulärer war der Anstieg beim Silber (grüne Pfeile). Die $50 - Marke scheint jetzt das Ziel zu sein. Dieses Niveau wurde vor 31 Jahren kurz erreicht. Danach setzte ein über 20-jähriger Preisverfall von mehr als 90% ein. Ein solches Risiko besteht zwar nicht mehr; dennoch sind deutliche Korrekturen nach einem so kometenhaften Anstieg kaum auszuschließen.

Die Zahl der Pessimisten unter Börsianern ist in dieser Woche deutlich gefallen. Dies war in der Vergangenheit immer ein Zeichen für eine bevorstehende Abkühlung. Die Gründe hierfür könnten auftauchende Inflationssorgen und eine steilere Zinskurve am Rentenmarkt sein. Während ich für den April weiterhin fest bleibe, kann bereits im Mai ein Verkaufsdruck bis hin zu einer Korrektur auftreten, ohne jedoch das Ende dieser Hausse zu bedeuten. Die US-Notenbank wird der EZB Zinsentscheidung vom Donnerstag (+0,25%) nicht unmittelbar folgen, sondern die Leitzinsen frühestens im Herbst anziehen.



Gold erreichte ein neues Rekordhoch. Die $1.500-Marke kann noch in diesem Monat gesehen werden. Ein Anstieg über $1.600 (grüner Pfeil) im weiteren Jahresverlauf wäre jedoch eine Übertreibung. Eine "logische" Obergrenze für den Goldpreis gibt es nicht. Wenn jeder Mensch - Männer, Frauen und Kinder - der Welt je eine Feinunze Gold haben wollte, so reicht das bisher geschürfte Gold nicht aus! Das gesamte bisherige Gold ist ein Würfel von ca. 22 Meter Länge.



Das Gold macht heute nicht einmal 1% (roter Pfeil) vom globalen Finanzvermögen aus. 1968 lag der Prozentsatz bei fast 5% (grüner Pfeil) bei einem Goldpreis von $35 pro Feinunze. Vor 31 Jahren, als der Goldpreis kurzfristig auf $850 stieg, machte der Goldanteil am Finanzvermögen knapp 3% (blauer Pfeil) aus. Danach fiel der Goldanteil unter die 1%-Marke.



Gold und Goldaktien (gelber Pfeil) machen auch heute noch nur einen sehr geringen Anteil (goldene Linie) bei Pensionsfonds aus. Eine Goldblase existiert daher trotz des starken Preisanstiegs in den vergangenen 10 Jahren nicht. Allerdings bedeutet dies nicht, dass der Goldpreis nicht einmal deutlich ( 20% oder sogar mehr) fallen kann. Ein Rückgang auf die Tiefststände um $250 pro Feinunze ist jedoch unrealistisch. Ein Testen der $1.000-Marke ist dagegen nicht auszuschließen. Der aktuelle Trend deutet allerdings auf weitere Höchststände. Meine Kaufempfehlung Mitte März von Newmont Mining bei $52 auf der Hotline weist bereits ein Plus von über 10% auf. Mein Kursziel von $65 bleibt bestehen.



Der amerikanische Verbraucher baut seine Verschuldung im Vergleich zu seinem Einkommen (graue Balken) weiterhin ab. Machte die Relation vor drei Jahren noch über 23,5 % (blaue Linie links) aus, so liegt sie heute unter 21% (dunkelrote Linie links und blauer Pfeil rechts). Im Jahresvergleich sind Verbraucherkredite bei Kreditkarten seit zwei Jahren (rote Pfeile und grüne Linie) rückläufig. Die allmähliche Verbesserung am Arbeitsmarkt kann die Bereitschaft zur Verschuldung allerdings wieder erhöhen.



Die Zinsen haben ihre Tiefststände gesehen! Der Zinszyklus hat über 27 Jahre gedauert. Im September 1981 stieg die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen auf fast 15,7% (grüner Pfeil) und fiel am 19. Dezember 2008 (roter Pfeil) während der Finanzkrise mit 2,125 % auf einen Tiefstand. Dies war ein Rückgang von über 85% in 27 Jahren. Seitdem ist die Rendite wieder auf 3,6% gestiegen (gelber Pfeil) und bewegt sich somit weithin im fallenden Trendkanal (rote und blaue Linie). Mit einem Rendite-Ausbruch auf 4,25% rechne ich vor Mitte nächsten Jahres. Somit sind US-Staatstitel weiterhin zu meiden.

Die Zahl der Pessimisten unter Börsianern ist in dieser Woche deutlich gefallen. Dies war in der Vergangenheit immer ein Zeichen für eine bevorstehende Abkühlung. Die Gründe hierfür könnten auftauchende Inflationssorgen und eine steilere Zinskurve am Rentenmarkt sein. Während ich für den April weiterhin fest bleibe, kann bereits im Mai ein Verkaufsdruck bis hin zu einer Korrektur auftreten, ohne jedoch das Ende dieser Hausse zu bedeuten. Die US-Notenbank wird der EZB Zinsentscheidung vom Donnerstag (+0,25%) nicht unmittelbar folgen, sondern die Leitzinsen frühestens im Herbst anziehen.



Der Computerhersteller Apple weist mit $309 Milliarden die zweithöchste Marktkapitalisierung in den USA auf. Bereits Mitte vergangenen Jahres empfahl ich beim Kurs von über $270 (roter Pfeil) eine Gewinnmitnahme, nachdem ich einen Kauf unter $100 Anfang 2009 empfohlen hatte. Die Aktie fiel daraufhin bis Ende August über 10% und stieg danach bis Februar diesen Jahres auf über $360 (gelber Pfeil) und ich war nur Zuschauer. Der jüngste Rückgang wirft einige technische Fragezeichen auf, da die versuchte Erholung bereits dreimal gescheitert ist. In den vorangegangenen zwei Fällen (weißer und roter Pfeil) kam es jeweils nach dem zweiten Versuch zu einem erfolgreichen Anstieg. Daher bleibe ich auf der Seitenlinie. Momentan gibt es jedoch keine Verkaufsempfehlungen von namhaften Analysten. Nerven gehören zum Börsengeschäft.

Weitere Empfehlungen und Einschätzungen auf der Hotline. Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 18. April.


Heiko Thieme