Sonntag, 3. April 2011

April - der beste Börsenmonat



Der März war für die Börse ein äußerst volatiler Monat. Das größte Erdbeben in der japanischen Geschichte löste nicht nur eine menschliche Tragödie im Land der aufgehenden Sonne aus, sondern brachte anfänglich auch deutliche Kursverluste an den Weltbörsen. Der Nikkei in Japan erlebte seinen größten zweitägigen Rückgang seit Bestehen dieses Indexes von 1949 und fiel damit gleichzeitig in eine Baisse. Der Dow Jones verlor bis Mitte März 5% und konnte dennoch diesen Verlust bis zum Monatsende wieder mehr als wettmachen. Der Goldpreis stieg auf ein neues Rekordhoch von fast $1.440 pro Feinunze und war dennoch der Quartals- und bisherige Jahresverlierer in der obigen Tabelle (rote Pfeile). Das Silber dagegen wurde nicht nur Monatssieger, sondern liegt auch im Quartal und seit Jahresbeginn (grüne Pfeile) deutlich vorn. Technisch betrachtet ist eine Korrektur überfällig; dennoch kann das weiter vorhandene Kaufinteresse den Preis bis zum Rekordhoch von $50 von 1980 treiben. Das Öl nimmt hier jeweils den zweiten Platz ein. Die fortdauernden Unruhen im gesamten Nahen Osten treiben die Ölspekulation auf ein Niveau, was das globale Wirtschaftswachstum belasten kann. Meine Zurückhaltung im Energiesektor hat sich bisher nicht bestätigt.

Der April ist beim Dow Jones der beste Börsenmonat mit einem durchschnittlichen Anstieg von 2% seit 1950. Beim S&P 500 rangiert er an dritter Stelle. Der Dow Jones befindet sich seit Dezember in einem viermonatigen Aufwärtstrend. Sowohl fundamental als auch technisch betrachtet ist ein weiterer Monatsgewinn durchaus möglich; danach wird die Börsenluft allerdings etwas dünn.

Bis Freitag muss der amerikanische Kongress eine zumindest temporäre Einigung bei der Finanzierung des US-Defizits erzielen, um eine Zahlungsunfähigkeit des amerikanischen Staates zu vermeiden. Diese Debatte wird das Wochengeschehen an der Börse stark beeinflussen. Ich rechne mit einem Kompromiss am Wochenende.



Das Geschäftsklima in der US-Wirtschaft ist weiterhin positiv. Auch wenn sich die Auftragslage im Umkreis von Chicago im Maerz etwas abgeschwaecht hat, liegt sie auf einem relativ hohen Niveau (gruener Kreis). Die Tiefstaende wurden hier waehrend der Finanzkrise Ende 2008 gesehen (roter Kreis). Das Wirtschaftswachstum wird im ersten Quartal eher etwas unter als ueber der 3%-Marke liegen. Im Gesamtjahr kann diese Marke jedoch weiterhin ueberschritten werden, sofern der Oelpreis nicht nachhaltig eskaliert.



Das Verbrauchervertrauen ist im März deutlich zurückgekommen (blauer Pfeil). Der hohe Ölpreis verbunden mit Inflationssorgen und die unübersichtliche militärische Situation in Libyen sowie die atomare Verseuchung in Japan haben hierzu beigetragen. Die bisher relativ robusten Einzelhandelsumsätze (grüne Schattierung) können von diesem Vertrauensschwund in den nächsten Monaten in Mitleidenschaft gezogen werden und zu einer Wachstumsabschwächung beitragen. Ein Rückfall auf die Niveaus während der Rezession (rote Schattierung) ist jedoch auszuschließen.



Der amerikanische Arbeitsmarkt verbessert sich. Im März wurden 216.000 neue Arbeitsplätze (blauer Pfeil) geschaffen. Seit nunmehr sechs Monaten (kleine grüne Schattierung) gibt es monatliche Zuwächse, nachdem es zu einer erneuten Schwäche (kleine rote Schattierung) am Arbeitsmarkt gekommen war. Die allgemeine Erholung nach der tiefen Rezession ((rote Schattierung) verlief somit bisher nicht gradlinig.

Die Arbeitslosenrate liegt mit 8,8% auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Dennoch fordert dies kaum zum Beifall auf, da fast 16% der Arbeitswilligen und Arbeitsfähigem ohne einen Arbeitsplatz sind. Die offizielle Statistik berücksichtigt nämlich nicht desillusionierte Personen, die aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind. Um wieder auf das Arbeits-Niveau von 2007 vor der Rezession zu kommen, müssten jeden Monat 250.000 neue Arbeitsplätze fast bis Ende 2012 geschaffen werden.



Die bisherige Erholung am US-Arbeitsmarkt (rote Linie) liegt deutlich unter dem Trend der Erholungen von 1954-2000 (blaue Linie). Die Erholung von 2001-2006 (gelbe Linie) war bisher am ähnlichsten. Allerdings war der Einbruch am Arbeitsmarkt diesmal acht Monate nach dem Ende der Rezession (roter Pfeil) noch ausgeprägter als 2001. Die jüngste Erholung ist dagegen etwas stärker als vor 10 Jahren. Für Präsident Obama ist es wichtig, dass der jüngste steigende Trend anhält, um seine Chancen auf eine Wiederwahl im November 2012 zu wahren.

Meine derzeitigen Favoriten unter Dow Jones und Dax Werten werden auf der Hotline diskutiert. Der gerade bekanntgegebene Rückzug von der Parteispitze von Guido Westerwelle eröffnet neue Chancen für die stark angeschlagene FDP.



Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 11. April.

Heiko Thieme