Samstag, 11. Juni 2011

Talsohle fast erreicht



Seit sechs Wochen befindet sich Wall Street auf einem Rückwärtsgang. So etwas hatte es zuletzt 2002 vor fast genau neun Jahren gegeben. Damals wurde der Abwärtstrend nur für eine Woche unterbrochen, um danach noch deutlich weiter zu fallen. Im Oktober 2002 begann dann eine neue Hausse, die innerhalb von fünf Jahren ein Plus von fast 95% einbrachte. Mit einer solchen Entwicklung rechne ich diesmal nicht, da dies nicht der Beginn einer Baisse ist, sondern lediglich eine überfällige Konsolidierung. Die Tiefststände vom Mai/Juni stehen unmittelbar bevor oder könnten sogar bereits erreicht sein. Die Stimmung unter Anlegern ist in jüngster Zeit deutlich gefallen ist , was aus antizyklischer Sicht positiv ist. Seit Ende April haben der Dow Jones und S&P 500 Index fast sieben Prozent verloren, was einer Konsolidierung (-5% bis -10%) entspricht. Der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) hat sogar sein gesamtes Jahresplus eingebüßt (roter Pfeil). Mit einer zumindest temporären Erholung von +4 bis +7% rechne ich bis Anfang August. Danach kann die 12.000-Marke beim Dow Jones wegen Wachstumssorgen und Fragen der Finanzierung des US-Haushaltsdefizits nochmals getestet werden, bevor dann im vierten Quartal die 13.000-Marke ins Visier rückt. So jedenfalls meine Prognose aus heutiger Sicht.

Die so genannte Hexenstunde - vier Zeitkontrakte verfallen am Freitag - wird das Wochegeschehen neben etlichen Wirtschaftsdaten beeinflussen. Der Euro ist wegen der immer noch nicht gelösten Verschuldungsproblematik von Griechenland unter Druck geraten. Ich favorisiere Dollar auf dem derzeitigen Niveau trotz der hohen US_Verschuldung. Das Silber hat in den vergangenen sechs Wochen mit - 26% am meisten verloren; aber bleibt dennoch der Gewinner seit Jahresbeginn (grüner Pfeil). Auch der Ölpreis liegt inzwischen 15% unter seinem Jahreshoch und weist dennoch ein deutliches Plus seit Januar auf. Hier rechne ich mit weiterer Preisschwäche, wenn auch unter deutlicher Fluktuation. Das Gold kann $1.500 pro Feinunze nochmals unterschreiten, bevor gegen Jahresende die $1.600 Marke erreicht wird. Newmont Mining (NEM - $51,9) liegt wieder in meiner Kaufbandbreite von $45 - $52.



US-Verbraucher haben ihre Verschuldung im Vergleich zum Einkommen (Debt-to-Income Ratio) seit drei Jahren deutlich reduziert (rote vs. grüne Schattierungen). Der Kreditabbau erreichte vor 18 Monaten mit -4% gegenüber dem Vorjahr (roter Pfeil) seinen Höhepunkt. Seit sieben Monaten hat die Verschuldung wieder zugenommen; allerdings konzentrierte sich die Kreditaufnahme auf Autokäufe, während Kreditkartenschulden meistens weiterhin abgebaut werden. Der deutlich gestiegene Benzinpreis belastet das Verbrauchervertrauen und damit die Bereitwilligkeit neuer Schuldenaufnahme. Das Wirtschaftswachstum wird dadurch beeinträchtigt.



Der Immobilienmarkt nähert sich dem Boden! Diese Schlussfolgerung ergibt sich zumindest bei einer Betrachtung des Goldpreises. Vor rund 30 Jahren konnte man ein Haus für knapp 100 Unzen (drei Kilogramm) Gold erwerben (grüner Kreis), als der Goldpreis die $800-Marke pro Unze erreichte. Um die Jahrtausendwende (roter Kreis) benötigte man 600 Unzen (18,6 Kilo) Gold für einen Hauserwerb. Der Goldpreis war innerhalb von 20 Jahren um rund 70% gefallen. Heute kostet das Gold fast doppelt so viel wie vor gut 30 Jahren und man braucht nur 106 Unzen, um ein Haus zu kaufen, wobei als Durchschnitt der so genannte Median-Preis genommen wird. Das preisliche Restrisiko (grüner Kasten und Pfeil) beträgt bei dieser Betrachtung kaum mehr als 10%. Bauwerte sollte man daher nicht aus den Augen verlieren, auch wenn der optimale Zeitpunkt zum Einsteig noch etwas dauern kann. Auf der Hotline wird dieses Marktsegment von mir verfolgt.




Eine vollständige Übersicht gibt die nachfolgende Tabelle, die durch einfaches Anklicken vergrößert werden kann. Die USA steht auf Platz 11 und Deutschland erst auf Platz 19; Ungarn stellt mit Platz 34 das Schlusslicht dar.


Nicht immer steht das Wohlbefinden einer Nation mit dem tatsächlichen Erfolg im Einklang, wie diese Umfrage beweist. Ansonsten müsste Deutschland eigentlich auf den vorderen Plätzen liegen. Von Skandinavien kann man lernen, dass hohe Steuern kein unbedingtes Hindernis für das Wohlbefinden einer Nation sind

Hier ist eine gute Analyse der chinesischen Währung - Renminbi - von Dr. Martin Huefner, dessen Wochenbericht ich jedem empfehlen kann. Um diesen Bericht zu öffnen, einfach die nächste Zeile anklicken.

http://www.assenagon.com/fileadmin/downloads/Huefners_Wochenkommentar_11-22.pdf

Während Anleger pessimistischer werden, nimmt die Zahl meiner Kaufempfehlungen zu. Dieses Thema und weitere Einschätzungen werden auf der Hotline diskutiert. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 20. Juni.


Heiko Thieme