Montag, 6. Juni 2011

Wachstumssorgen



Wall Street - d.h. der Dow Jones und S&P 500 Index - befinden sich seit fünf Wochen in einem Abwärtstrend. So etwas hatte es zuletzt vor sieben Jahren im Juli 2004 gegeben. Das Minus von 5,2% beim Dow Jones ist gleichzeitig der größte fünf Wochenrückgang seit 2002. Wachstumssorgen sind der primäre Grund für diese kontinuierliche Indexschwäche. Der Mai brachte in der obigen Tabelle überall Verluste, wobei Silber mit einem Minus von über 21% mit Abstand am schlechtesten abschnitt (roter Pfeil) und auch in der ersten Juniwoche zum Verlierer wurde (roter Pfeil). Dennoch bleibt das Silber auf dem ersten Rang seit Jahresbeginn (grüner Pfeil). Gold wies im Mai den geringsten Verlust auf (hellgrüner Pfeil) und wurde am Freitag zum Tagessieger (grüner Pfeil). Trotz des Verkaufsdrucks seit Anfang Mai liegen alle Indices der Tabelle weiterhin im Plus seit Jahresbeginn, wobei der Dax (rosa Pfeil) die geringste Verbesserung aufweist.



Die Arbeitsmarktdaten lagen in den USA im Mai deutlich unter den Erwartungen. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze erreichte mit 54.000 (blauer Pfeil) nicht einmal ein Drittel der Schätzungen. Die Arbeitslosenrate stieg auf 9,1%, da die Zahl der Arbeitsuchenden gleichzeitig zugenommen hatte. Die ausgeprägte Entlassungswelle (rote Schattierung) aufgrund der Rezession von 2008 und 2009 ist beendet. Die erste Erholung (grüner Pfeil) wurde durch temporäre Einstellungen aufgrund der Volkszählung im Frühjahr 2010 kurzfristig nach oben getrieben, um unmittelbar danach erneut Entlassungen aufzuweisen (roter Pfeil). Die Neueinstellungen in den vergangenen acht Monaten (dunkelgrüne Markierung) reichen nicht aus, um die Arbeitslosenrate zu senken. Dies kann bei der nächsten Präsidentschaftswahl im November 2012 zur Achillesferse für Omaba werden.



Die monatliche Umfrage unter über 300 Industrieunternehmen weist im Mai einen unerwartet deutlichen Rückgang auf (roter Pfeil) und deutet damit auf ein langsameres Wachstum hin. Solange dieser Index über dem Niveau von 50 (grüne Linie) steht, expandiert die produzierende Industrie. Eine Rezessionsgefahr gibt es erst dann, wenn dieser Index unter die Marke von 43 fällt, was in den nächsten 18 Monaten kaum der Fall sein wird.



Der Wohnungsbau kommt aus seiner Talsohle nicht heraus. Hauspreise stehen seit neun Monaten erneut unter Druck (roter Pfeil). Nach dem starken Preiseinbruch (lila Pfeil) aufgrund der Rezession, kam es nur zu einer temporären Erholung von 13 Monaten (grüner Pfeil). Zu viele Häuser sind von Zwangsversteigerung bedroht und vereiteln damit eine baldige Erholung im Haussektor. Da rund zweidrittel der US-Haushalte Hauseigentümer sind, spielt die Stabilität im Häusermarkt eine wichtige Rolle beimVerbrauchervertrauen.



Das Verbrauchervertrauen ist im Mai deutlich gefallen (roter Pfeil). Dies kann die Einzelhandelsumsätze belasten und damit das Wirtschaftswachstum schwächen, was sich wiederum negativ auf die Börsenentwicklung auswirkt. Dieses Warnsignal sollte nicht ignoriert werden.



Der Juni (roter Pfeil) ist der zweitschwächste Börsenmonat nach dem September (lila Pfeil). Beide sind die einzigen Monate, die seit 1950 im Durchschnitt Indexverluste aufweisen. Auch dieses Jahr wird der Juni kaum positiv überraschen. Allerdings offeriert ein schwacher Juni oft eine Kaufchance, da der Juli meist deutliche Indexgewinne aufweist. Im vergangenen Jahr legte der Dow Jones im Juli über 7% zu. Der monatliche Anstieg im Jahresdurchschnitt beträgt seit 1950 knapp 0,7% (graue Linie).



Der S&P 500 hat seinen Aufwärtstrend vom August 2010 unterbrochen (roter Kreis). Beim derzeitigen Stand von 1.300 gibt es drei Unterstützungen (grüne Kreise und blaue Linie); danach kommt die 1.250-Marke (blauer Kreis). Technisch betrachtet ist der S&P 500 Index nach dem fünfwöchigen Rückgang überverkauft und eine zumindest temporäre Erholung ist überfällig.



China hat sich zum stärksten Goldkäufer (dunkelgrüner Pfeil) entwickelt. und schlägt damit die kombinierten Käufe von USA und Europa (weißer Pfeil). Seit 2002 hat China seine Goldkäufe um 215% gesteigert, während die USA und Europa 2010 das gleiche Niveau wie in 2002 (weiße Pfeile) hatten. Der Goldpreis wird immer mehr von Asien bestimmt.

Weitere Empfehlungen und Einschätzungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 13. Juni.


Heiko Thieme