Freitag, 14. August 2009

Nervöser Wochenschluss





Die Weltbörsen haben bisher eine beeindruckende Sommerrallye erlebt. Fast überall kam es zu Jahreshöchstständen. Allerdings sind damit die Rückstände von den Rekordhöhen von 2007 bei weitem nicht aufgeholt. Der S&P 500 Index müsste dazu um weitere 50% steigen, um den damaligen Höchststand vom Oktober 2007 in etwa wieder zu erreichen. Ähnlich ist es beim Dow Jones und Dax.



Der Freitag entschied über das Wochenresultat, das erstmals in fünf Wochen negativ abschloss, da Zweifel an der Stärke der erwarteten Wirtschaftserholung auftauchten. Diese Pause bzw. Konsolidierung wurde von mir bereits seit einigen Tagen mehrfach angesprochen. Besonders hart wurde der Ölpreis getroffen. der erneut unter die $70-Marke fiel. Meine Zurückhaltung bleibt hier vorläufig bestehen und wird auf der Hotline am Wochenende speziell diskutiert.







Die Verbraucherpreise waren auf Monatsbasis im Juli unverändert, nachdem es im Juni zu einem ungewöhnlich hohen Anstieg von 0,7% gekommen war. Bei beiden Daten spielte der volatile Ölpreis eine entscheidende Rolle. Nach dem starken Anstieg im Juni folgte ein kurzfristiger Rückgang. Inzwischen schwankt der Ölpreis um die $70-Marke. Mit weiteren starken Preisausschlägen ist hier zu rechnen. Normalerweise bewegt sich die monatliche Schwankung bei den Verbraucherpreisen im 0% bis 0,5% Bereich. Die violetten Markierungen außerhalb dieser Bandbreite beruhen in erster Linie auf den extremen Schwankungen des Ölpreises. Bei der Kernrate, wo der Ölpreis und Nahrungsmittelkosten nicht berücksichtigt werden, liegt die normale monatliche Schwankung in einer engeren Bandbreite von 0% bis 0,2%.







Der Jahresvergleich beim Verbraucherpreisindex bestätigt, dass keine akute Inflationsgefahr besteht. Die Kernrate pendelt hier um die 2%-Marke (grüne Linie) und fiel im Juli auf 1,6%, was die Notenbank zu keiner Aktion zwingt. Die Gesamtrate - inklusive Ölpreis und Nahrungsmittelkosten - weist dagegen ein Minus von knapp 2% auf. Als der Ölpreis vor gut einem Jahr fast auf $150 pro Barrel gestiegen war, eskalierte der Verbraucherpreisindex auf einen Jahresanstieg von über 5%!





Die Verbraucherstimmung hat sich im August wieder verschlechtert und damit Experten negativ überrascht. Zwar halte ich einen nochmaligen Test der drei Tiefststände (rote Pfeile) für unwahrscheinlich, jedoch ist eine nachhaltige Erholung im allgemeinen Stimmungsbild ebenfalls kaum realistisch. Der Verbraucher leidet nach wie vor unter dem Preiseinbruch im Haussektor, da fast 70% der Amerikaner eine Immobilie besitzen. Ferner weisen die meisten Anleger immer noch hohe Kursverluste bei ihren Aktienpositionen auf. Die Sorge um den Arbeitsplatz drückt ebenfalls das Stimmungsbild. Dies bedeutet, dass jede Wachstumserholung sich nur allmählich und nicht raketenartig abspielen wird.




Meine Warnungen vor einem zu starken Anstieg am chinesischen Aktienmarkt haben sich in jüngster Zeit bestätigt. Nachdem sich der Schanghai A-Index, der für Ausländer gilt, seit November vergangenen Jahres bis Anfang August verdoppelt hatte, ist es zu einer Korrektur von über 12% gekommen. Weitere Indexschwäche sollte hier nicht überraschen. Ein Wiedereinstieg ist ab 2800 in drei Tranchen ratsam. Die Hotline diskutiert dies regelmäßig.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Börsenhotline.

Die Thieme Hotline:
Deutschland: 09001 / 191 192 (EUR 0,69/Minute)
Schweiz: 0901 / 266 277 (CHF 1,00/Minute)
Österreich: 0900 / 500 515 (EUR 0,68/Minute)

Alle Angaben ohne Gewähr.

Heiko Thieme